Eine Welt ohne Insekten - schwer vorstellbar. Müssten wir höchstpersönlich in die Bäume klettern, um Pollen von Blüte zu Blüte tragen, damit wir weiterhin reichlich Äpfel, Birnen und Pflaumen essen könnten? Was für eine Mühe! Dieses Szenario aus einem Buch jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Zum Glück ist es noch nicht so weit, aber sicher ist, dass der Insektenbestand in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen hat.
Was bedeuten weniger Insekten für uns?
Insekten erfüllen vielfältige Aufgaben in der Natur: Vögel, aber auch andere Tierarten fressen sie. Und auch zwischen den Insektenarten wird gefressen: So ernähren sich Larven von Läusen und Milben und sind so wirksame Schädlingsbekämpfer. Außerdem zersetzen Insekten abgestorbene Pflanzen und tote Tiere. Die für den Menschen sichtbarste Aufgabe ist die Bestäubung. Und dafür ist längst nicht nur die Honigbiene zuständig. Sie allein würde das gar nicht schaffen. Dazu kommen mehr als 550 Wildbienenarten und andere Insekten. Das Bestäuben ist zwar gar nicht das Ziel der Bienen, aber sie sammeln Nektar und Pollen als Nahrung für sich und ihre Brut. Dabei haften die Pollen an den Körpern und gelangen so von Blüte zu Blüte. Ich bin immer wieder beeindruckt von diesem ausgeklügelten System. Der Vollständigkeit halber: Ohne Bestäubung gäbe es vielleicht auch ein paar Früchte, aber auf jeden Fall viel weniger!
Was kann ich tun?
Wir alle nehmen Einfluss auf das Leben der Insekten. In jeder Einkaufsentscheidung steckt ein bisschen Bienenschutz, denn je natürlicher die Anbauweise, je geringer die Verarbeitung und je kürzer die Transportwege unserer Lebensmittel, desto besser. Auch ob wir mit dem Fahrrad oder dem Auto zum Einkaufen fahren, ist wichtig, denn die heimischen Insekten brauchen saubere Luft und das übliche Klima. Zusätzlich kann jeder von uns dafür sorgen, dass Insekten Unterschlupf und Nahrung finden. Und genau hier fange ich an.
Mein bienenfreundlicher Balkon
Bald beginnt die Pflanzsaison und mir ist klar geworden, dass der Balkon nicht nur für mich ein wichtiger und schöner (Rückszugs-)Ort ist. Deshalb habe ich folgenden Plan:
-
Noch diese Woche pflanze ich Frühblüher: Krokusse, Traubenhyazinthen und Veilchen sind hier heimisch und wachsen auch im Balkonkasten. Sie bieten Insekten schon zu dieser frühen Zeit im Jahr Nahrung. Vor allem staatenbildende Arten, wie Bienen, brauchen sie jetzt.
-
Mein Kräutergarten hat den Winter teilweise überstanden, weitere Pflanzen kaufe ich, wenn es etwas wärmer wird. Das sieht bei mir jedes Jahr so ähnlich aus wie ich es in diesem Artikel erzählt habe: Frische Kräuter für meinen Balkon. Allerdings darf dieses Jahr ein Teil der Kräuter blühen, damit Insekten Nahrung finden. Dabei verändert sich zwar bei einigen Kräutern der Geschmack, aber ich denke, dass ich da einen Mittelweg finden werde.
-
Damit auch Farbe ins Spiel kommt, säe ich eine bienenfreundliche Blütenmischung. Die gibt es fix und fertig im Handel oder regional angepasst zum Beispiel in Bonn bei der Aktion "Bonn blüht und summt".
-
Zwischen die Pflanzen stecke ich Bambusstöckchen oder dürre Holunderäste. Hauptsache hohl oder markhaltig, denn mit ein bisschen Glück nisten darin bestimmte Wildbienenarten. Vielleicht baue ich auch ein Insektenhotel. Das ist nämlich ziemlich einfach. Julian vom NABU zeigt wie es geht: Mission Grün - Insektenhotel bauen.
Mit diesen einfachen Mitteln wird mein Balkon bienen- oder besser gesagt insektenfreundlich. Angst habe ich vor Bienen übrigens nicht. Sie stechen nur in äußerster Not und der Stachel der Wildbienen ist meist zu dünn, um durch unsere Haut zu dringen. Den nächsten sonnigen, freien Tag widme ich meinem Balkon und freue mich auf leckere Kräuter mit hübschen Blüten für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge.
Wer Infos über Bienenstöcke in der Stadt sucht, findet sie beim BZfE im Bereich Nachhaltiger Konsum: Imkern in der Stadt
Kommentare (0)