Neulich im Supermarkt: Ich brauche noch Milch. Das Fach mit der regionalen Biomilch, die ich gerne kaufe, ist leer. Egal, dann nehme ich eben die da. Brauner Pappkarton mit kleinen grünen Zeichen und der Aufschrift Weidemilch. Mein Gehirn schaltet auf Autopilot und beschließt: Pappe = öko, grüne Zeichen = bio, Weidemilch = grasende Kühe. Alles super.
Erst zu Hause stelle ich fest: Entgegen meiner Gewohnheit habe ich keine Biomilch gekauft. Die grünen Zeichen auf der Packung sagen bei näherer Betrachtung „keine Gentechnik“. Der Begriff Weidemilch wird so erklärt: Die Tiere dürfen an mindestens 120 Tagen im Jahr für sechs Stunden auf die Weide. Aha, immerhin. Einerseits ärgere ich mich, dass ich nicht genauer hingeschaut habe, andererseits frage ich mich, was der Unterschied zwischen Weidemilch, Biomilch und zum Beispiel Heumilch ist. Ich forsche nach.
Kleine Milchkunde
Fakten
Der Begriff Weidemilch ist nicht geschützt. Wie viel Weidegang die Tiere tatsächlich haben ist unklar.
Biomilch wird mindestens nach den Regelungen der EG-Öko-Verordnung erzeugt.
Heumilch stammt von Kühen, die überwiegend mit frischem Gras und Heu gefüttert werden.
Schnell stelle ich fest, Weidemilch ist ein dehnbarer Begriff. Der Weidegang ist für diese Bezeichnung zwar im beschriebenen Umfang üblich, aber nicht gesetzlich festgelegt. Ähnliches gilt für Begriffe wie Alpenmilch oder Landmilch. Es steht keine gesetzliche Regelung dahinter.
Anders ist das bei Heumilch: Der Begriff bedeutet, dass die Tiere vor allem mit frischem Gras und Heu gefüttert werden. Gärfuttermittel und Silage sind verboten. Das ist gesetzlich geregelt. Allerdings sagt die Bezeichnung nichts über die Haltungsform aus.
Und dann gibt es noch Biomilch. Produkte die in Deutschland als Bio verkauft werden, müssen der EG-Öko-Verordnung entsprechen. Für Milch ist dort festgelegt, dass die Kühe mehr Platz im Stall haben, als bei konventioneller Haltung, und dass sie Zugang zu Auslauf oder Weide haben. Die Tiere dürfen nur in Ausnahmefällen in Anbindehaltung leben. Vorbeugende Medikamentengaben sind verboten.
Fazit
Das Thema Milch ist noch komplizierter als ich nach dem Artikel Woher kommt die Milch gedacht habe. Die Recherchen zu den verschiedenen Bezeichnungen haben mich darin bestärkt, regionale Biomilch zu kaufen, denn soweit ich das beurteilen kann, ist das für die Tiere am besten und der Transportweg ist möglichst kurz.
Kommentare (2)
In einem EDEKA Markt habe ich gestern BIO - Milch gekauft. Bei näherem Hinsehen habe ich festgestellt, dass direkt daneben Weidemilch stand. Was mich dabei verunsichert, dass beide Milchsorten vom selben BIO - Bauern stammen. Wie ist so etwas möglich, dass ein Bio - Bauer beide Milchsorten liefern kann?
Über eine plausible Antwort würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Felix Vogelpohl
Mail: vogelpohl-felix@t-online.de
Hallo, wenn ich das richtig verstehe, geht es hier genau um dieses Dilemma: Der Begriff Weidemilch ist nicht lebensmittelrechtlich geschützt, so dass sowohl Bio-Weidemilch als auch unbezeichnete Bio-Milch von ein und demselben Hof stammen können.
Bei Heumilch sieht das anders aus. Hier hat der Gesetzgeber Vorgaben gemacht, die erfüllt werden müssen. Siehe Artikel.
Das ovale Kennzeichen auf der Verpackung gibt dann die Molkerei an, in der die Milch abgefüllt wurde. Auch hier kann es sein, dass eine Molkerei verschiedene Milchsorten abfüllt, wie Vollmilch, fettarme Milch oder ultrahocherhitzte Milch. Es gibt auch Molkereien, die nebeneinander Bio-Milch und konventionelle Milch abfüllen.
Beantwortet das die Frage? Viele Grüße Julia