Meine Kochlust und meine Kreativität am Herd leiden gerade sehr. Ich bin höchst uninspiriert und möchte fast schon sagen kulinarisch depressiv. Danke, Corona! Das auch noch. Dabei könnte leckeres Essen doch Teil einer Lösung sein. Zumindest würde es die Laune zeitweise etwas heben. Könnte eine Kochbox helfen? Man spart sich sowohl den Supermarktbesuch als auch die Rezeptsuche. Klingt verführerisch. Also hab ich es mal ausprobiert…
Die Entscheidung: Lange recherchiert habe ich nicht. Es gibt wirklich eine ganze Menge Anbieter. Hängen geblieben bin ich bei drei großen Lieferanten. Und habe mich dann für den entschieden, der „familienfreundliche“ Gerichte im Angebot hat.
Der Stolperstein: Ich bin an einem Dienstag online, registriere mich und möchte gerne einmalig eine Kochbox, am liebsten für Freitag haben. Angeboten bekomme ich einen Liefertermin in 10 Tagen. Und ich müsse zwei Boxen nehmen. Es dauert eine Weile bis ich mit Hilfe des Supports verstehe, dass die Kochbox keine einmalige Sache ist, sondern ein wöchentliches Abo, das aus minimum zwei Boxen mit wahlweise 2, 3 oder 4 Portionen besteht. Die zwei Boxen kommen in einem Paket.
Die Kosten: Für meine beiden Kochboxen zahle ich insgesamt 42 Euro inklusive Versand. Ich habe für 3 Esser bestellt, da ich nicht damit rechne, dass die Kinder zwei Erwachsenen-Portionen essen. Kinderportionen gibt es nicht (soviel zu „familienfreundlich“). Entsprechend kostet ein Gericht 7 Euro. Dafür dass ich selbst koche und scheinbar auch nichts übrig bleibt, weil alles exakt kalkuliert ist, finde ich es viel Geld.
Die Auswahl: Ich habe mich ziemlich lange auf der Seite mit der Menü-Auswahl rumgetrieben. So richtig hat mich da auf Anhieb nichts angemacht. Denn ich wollte ja ein familienfreundliches und vegetarisches Gericht. Diese beiden „Einschränkungen“ haben es dann doch sehr übersichtlich gemacht: Gnocchi-Spinat-Auflauf, Ravioli mit Tomate-Mozzarella oder würzig-feurige Halloumi-Tacos. Die ersten beiden Gerichte kriege ich auch ohne teure Kochbox hin, das offensichtlich scharfe Taco-Gericht halte ich nicht für „familienfreundlich“. Dann also doch Fleisch. Oder Fisch. Oh nein, doch nicht, denn das leckere Lachs-Gericht kostet extra. Okay, Fleisch also. Wir sind ja ohnehin nur „Halbvegetarier“, wie meine Erstklässlerin kürzlich ihrer Lehrerin erklärt hat. Ich nehme: „Asiatische Hähnchen-Pfanne mit Kokosreis“ und „Schwedische Frikadellen mit Kartoffelstampf“.
Das Auspacken: Nachdem die Kochbox sehr pünktlich angeliefert wurde, bin ich gespannt, was mich beim Aufmachen erwartet. Und ich muss sagen: Ich bin positiv überrascht. Die Lebensmittel wurden sehr umsichtig und offensichtlich nachhaltig verpackt – viel Papier, kaum Plastik. Sogar das Fleisch kommt in einer recycelbaren Kühltasche daher. Dennoch: Es ist und bleibt eine ganze Menge Verpackung. Und die Tatsache, dass alles extra mit dem Auto zu mir gefahren wurde, schmälert meine Begeisterung. Noch etwas enttäuschter bin ich nach der Sichtung der einzelnen Lebensmittel: Ich finde minimale Mengen von Sesam, Asia-Sauce, Butter und mehr – alles einzeln in Plastik abgepackt. Und natürlich habe ich die meisten Sachen ohnehin schon zuhause. Wieso kann ich das bei der Bestellung nicht angeben?
Das Kochen: Das hat Spaß gemacht! Die Rezeptkarten sind wirklich toll aufgebaut, sehr verständlich und vom Timing her hat auch alles gepasst. Ich fand es ziemlich entspannend, weil ich mir null Gedanken über Mengen und Gewürze machen musste, hatte ja schon jemand für mich gemacht! Da ich sonst eher intuitiv koche, war ich mir eigentlich sicher, dass ich diese mangelnde Kreativität beim Kochen doof finde, tatsächlich hat es mich gar nicht gestört.
Das Essen: Lecker. Nicht umwerfend. Aber sehr lecker. Meinem Mann und mir hat es geschmeckt. Die Kinder haben nur Kokosreis bzw. Kartoffelbrei gegessen. Aber das habe ich auch gar nicht anders erwartet.
Das Fazit: Ich dachte ja, ich wäre die Zielgruppe. Denn es heißt schließlich immer, dass Kochboxen super für Menschen mit wenig Zeit sind. Allerdings habe ich ziemlich viel Zeit online verbracht bis die Box endlich in meiner Küche stand. Und mein Postfach zählt mittlerweile fast ein Dutzend Mails des Lieferanten (ohne Newsletter!). Das ist definitiv ein Zeitfresser. Ist aber vielleicht auch nur beim ersten Mal so. Timing spielt auch beim Kochen eine Rolle, für meine Gerichte habe ich im Schnitt eine Dreiviertelstunde gebraucht. Ich finde das lange. Denn der Tisch ist dann noch nicht gedeckt.
Letztlich werde ich die Kochbox nicht erneut nutzen, obwohl sie mich stellenweise durchaus angesprochen hat. Aber beim Thema Zeit, Verpackung unnötiger Kleinstmengen und letztlich auch dem Thema Herkunft – insbesondere beim Fleisch – gibt es von mir Abzüge. Denn hier fehlt mir Transparenz. Auf der Verpackung des Hühnchenfilets etwa finde ich den Hinweis, dass das Fleisch von einem teilnehmendem Betrieb der „Initiative Tierwohl“ stammt, beim Hackfleisch steht nichts. Der locker-flockige Hinweis auf der Website, dass man Wert auf nachhaltige Tierhaltung legt, reicht mir dann leider nicht.
Das Prinzip der Box finde ich an sich aber gut. Ich hätte da auch eine Idee: Liebe Marktfrauen und -männer, könntet ihr nicht sowas auf dem Wochenmarkt machen? Eine große Tüte mit Zutaten für zwei Gerichte samt Rezepten? Bitte, bitte! Ich würde das sofort kaufen!
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