Im Fokus der repräsentativen Studie steht das sogenannte Attitude Behavior Gap, die Diskrepanz zwischen der Einstellung oder Aussagen von Menschen und ihrem tatsächlichen Verhalten. Ein Beispiel: Eigentlich wollen wir weniger fliegen, um das Klima zu schonen. Die günstige Pauschalreise lässt aber alle guten Vorsätze in den Hintergrund treten. Und im Restaurant: Es muss ja nicht immer Fleisch sein – aber hier schmeckt das Schnitzel doch immer besonders gut.
Warum sich Menschen für eine nachhaltige Alternative entscheiden, wer oder was sie dazu motiviert und warum die Entscheidung am Ende doch so schwerfällt, sollte mithilfe der Online-Umfrage unter 2.454 Personen ab 18 Jahren ergründet werden. Dabei zeigte sich, dass sich fast zwei Drittel der Befragten mit positiver Umwelteinstellung nur gelegentlich, selten oder nie umweltfreundlich verhalten. Woher kommt diese Lücke?
"Viele Menschen sind motiviert, nachhaltig zu leben. Aber es wird ihnen oft nicht leichtgemacht, weil die Hürden zu hoch sind", sagt Dr. Kathleen Jacobs, Senior Researcherin im Forschungsbereich Stoffkreisläufe in der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut. Eine Hürde ist zum Beispiel die Schwierigkeit zu beurteilen, ob Nachhaltigkeitsinformationen vertrauensvoll sind. Das gilt für mehr als die Hälfte der Befragten (52 %). Und für 45 Prozent ist es schwer herauszufinden, ob ein Produkt nachhaltig hergestellt wurde. "Hinzu kommt, dass bei einigen Produkten wie Lebensmitteln eine regelrechte Label-Flut vorherrscht, die eher für Verwirrung und Unverständnis sorgt. Bei anderen Produkten wie Elektrogeräten fehlt es dagegen oft an Nachhaltigkeitslabeln ", ergänzt die Wissenschaftlerin.
Gründe für einen nachhaltigen Lebensstil
Als Gründe für einen nachhaltigen Lebensstil gab ein Großteil der Befragten (79 %) den Erhalt der Artenvielfalt an, gefolgt von Tierwohl (77 %). Den Teilnehmenden aus der sogenannten Boomer-Generation (geboren zwischen 1946 und 1964) sind diese Aspekte besonders wichtig. Daneben spielen auch das eigene Wohl (79 %) und das von Kindern und Enkeln (80 %) eine wichtige Rolle, während wirtschaftliches Wachstum (56 %) und gesellschaftliche Erwartungen (21 %) weniger Bedeutung haben. Jeweils etwa die Hälfte der Befragten aus den Generationen Y (geboren zwischen 1981 und 1996) und Z (geboren zwischen 1997 und 2012) sorgt sich um die Zukunft und versucht deshalb nachhaltig zu leben.
Darüber hinaus haben Wetterextreme dazu beigetragen, dass sich Menschen klimafreundlicher verhalten wollen. Während das beim Durchschnitt der Menschen in Deutschland ein gutes Drittel vorhat, sind es bei den Generationen Y und Z jeweils 44 Prozent. Zu diesem Umdenken hat laut Angaben zum Teil die starke Medienpräsenz des Themas beigetragen.
Wirtschaft, Politik und Mitmenschen in der Pflicht
Wenn es um Nachhaltigkeit geht, sehen die Teilnehmenden der Umfrage vor allem auch andere in der Pflicht. Für 74 Prozent sind das die Wirtschaft, für 67 Prozent die Politik und für rund zwei Drittel (65 %) ihre Mitmenschen. 47 Prozent der Befragten stimmen darüber hinaus zu, dass die Mühen einzelner vergebens sind, wenn sich andere dem Umweltschutz verweigern. Gleichzeitig widerspricht aber fast die Hälfte der Befragten (46 %) der Aussage, einzelne hätten keinen Einfluss auf die Lösung von Umweltproblemen.
Aus Basis der Ergebnisse der Circular-Economy-Studie gibt es auf der Kleinanzeigen-Website eine Grafik in Form einer Deutschlandkarte. Hier lassen sich Vergleiche zu Gesamtdeutschland, aber auch zwischen den einzelnen Bundesländern ziehen: kleinanzeigen.de/circular-economy-study
Das Wuppertal Institut
Das Wuppertal Institut ist ein praxisorientiertes Forschungsinstitut im Bereich Nachhaltigkeit. Im Fokus seiner Arbeiten steht die Gestaltung von Transformationsprozessen hin zu einer klimagerechten und ressourcenleichten Welt. Ein übergeordnetes Ziel ist es, einen Beitrag zur Einhaltung der planetaren Grenzen zu leisten.
Für die beschriebene Studie hat das Wuppertal Institut die Attitude Behavior Gap berechnet. Dafür wurden aus einem Fragen-Set die Variablen „Umwelteinstellung“ und „Umweltverhalten“ gebildet, sodass für jede teilnehmende Person jeweils ein individueller Einstellungs- und Verhaltenswert ermittelt und anschließend miteinander verglichen werden konnte.
Unter wupperinst.org gibt es weitere Informationen und die Circular-Economy-Studie zum kostenfreien Download.
Quelle: Wuppertal Institut