Fisch und Meeresfrüchte sind hochwertige Lebensmittel. Ihr besonderes Plus liegt in der Zusammensetzung des Fettes sowie dem Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen (Tab. 1). Zudem ist Fischfleisch leicht verdaulich, da es fast kein Bindegewebe enthält. Die Zusammensetzung der Nährstoffe in verschiedenen Fischarten ist großen regionalen Schwankungen unterworfen, abhängig vom Fanggebiet der Tiere. Außerdem hat der jeweilige Reifezyklus der Fische und Meeresfrüchte Einfluss darauf.
Fette
Fette dienen dem Körper zur Energiegewinnung und zum Zellaufbau. Darüber hinaus sind sie als Träger für fettlösliche Vitamine und essenzielle Fettsäuren von großer Bedeutung. Der Fettgehalt im essbaren Anteil der Fische schwankt von Fischart zu Fischart. Man unterscheidet deshalb drei Klassen:
• magere Fische mit einem Fettgehalt bis zu zwei Prozent (hierzu gehören die meisten kabeljauartigen Fische, Scholle, Seezunge, Steinbutt, Seeteufel, Wolfsbarsch und Zander),
• mittelfette Fische mit einem Fettgehalt zwischen zwei und zehn Prozent (z. B. Forelle, Rotbarsch, Nilbarsch, weißer Heilbutt und Dorade),
• fette Fische mit Fettgehalten deutlich über zehn Prozent (wie Hering, Makrele, Buttermakrele, Schwarzer Heilbutt, Pangasius und Aal). Besonders bei den fetten Fischen ist eine starke jahreszeitliche Veränderung der Fettgehalte zu beobachten, die vom biologischen Reifezyklus der Tiere bestimmt wird. Beispielsweise können Makrelen zwischen drei Prozent Fett im März/April und rund 35 Prozent im Dezember enthalten.
Ernährungsphysiologische Wirkungen
Das Fett von Fischen ist reich an lebensnotwendigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Von besonderer Bedeutung sind die Omega-3-Fettsäuren. Sie verbessern die Blutfettwerte, unterstützen die Steigerung der Fließeigenschaften des Blutes, senken den Blutdruck und beugen Herzrhythmusstörungen vor. Die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren durch Fisch kann das Herzinfarktrisiko senken. Besonders Kaltwasserfische wie Hering, Makrele und Lachs enthalten reichlich Omega-3-Fettsäuren (BLE 2017). Die biologisch aktivsten Omega-3-Fettsäuren sind die Eicosapentaensäure (EPA), eine fünffach ungesättigte Fettsäure und die Docosahexaensäure (DHA), eine sechsfach ungesättigte Fettsäure. Beide kommen nicht in den in unserer Ernährung üblichen pflanzlichen Lebensmitteln vor. Hier findet sich eine weitere Omega-3-Fettsäure, die alpha-Linolensäure (ALA), vor allem in Lein-, Walnuss- und Rapsöl sowie Leinsamen und Walnüssen. Prinzipiell kann der Körper ALA in EPA (und diese wiederum in DHA) umwandeln, allerdings nur bis maximal zehn Prozent. Die Umwandlungsrate ist umso geringer, je mehr Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure) die Nahrung enthält, da diese die Umwandlung der ALA in die biologisch aktivere EPA über die Inanspruchnahme des gleichen Enzymsystems blockiert. Die meisten Pflanzenöle sind reich an Omega-6-Fettsäuren, deshalb sind sie keine sichere Quelle für eine ausreichende Versorgung mit biologisch aktiven Omega-3-Fettsäuren. Geeignete pflanzliche Lieferanten sind zum Beispiel Raps-, Walnuss- oder Leinöl. Sie stellen dennoch eher eine Ergänzung zu Fischöl dar (Arbeitskreis Omega-3 e. V.).
Verzehrempfehlungen
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schätzt den täglichen Bedarf gesunder Erwachsener an DHA und EPA in Summe auf 250 Milligramm. Der verzehrbare Anteil von 100 Gramm Hering enthält insgesamt rund 2.000 Milligramm EPA/DHA, bei Lachs sind es rund 1.750 Milligramm, bei Kabeljau 350 Milligramm und bei Forelle 700 Milligramm. Süßwasserfische enthalten in etwa so viel EPA/DHA wie fettarme Seefische. Diese Gehalte stützen die Verzehrempfehlungen der Fachgesellschaften für Ernährung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt ein bis zwei Portionen Fisch pro Woche, davon 70 Gramm fettreichen Seefisch wie Lachs, Makrele oder Hering (DGE 2016). Bei einem wöchentlichen Verzehr von 70 Gramm Lachs wäre demnach der tägliche Bedarf gemäß EFSA erfüllt. Aus den Angaben in Nährwerttabellen ist in der Regel nicht ersichtlich, ob es sich um Wildfang oder Fische aus Aquakultur handelt. Fische aus Aquakultur können andere EPA/DHA-Gehalte aufweisen, da das Futter nicht nur aus Fischmehl und -öl besteht – wie es für Raubfische normal wäre – sondern zusätzlich Sojamehl, Pflanzenöle und Getreide enthält. Das beeinflusst nicht nur die absolute Menge an Omega-3-Fettsäuren, sondern auch das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren. Dabei kann der absolute Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in Aquakulturfisch unter Umständen höher sein als in Wildfisch, wenn der Gesamtfettgehalt höher ist. Das trifft zum Beispiel oft bei Doraden und Wolfsbarsch zu (Focken 2018).
Vitamine
Fische weisen hohe Gehalte an den fettlöslichen Vitaminen A und D auf (Tab. 1). 100 Gramm Hering decken zum Beispiel den Tagesbedarf an Vitamin D, etwa 20 Mikrogramm (Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, Wien). Fettreiche Fische liefern in der Regel mehr Vitamin A und D als Magerfische. Wasserlösliche Vitamine (z. B. der B-Gruppe) kommen nur in wenigen Fischen in höherer Konzentration vor. Fische aus Aquakultur weisen aufgrund der kontrollierten Futteraufnahme häufig höhere Vitamingehalte auf als Fische aus Wildfang (BLE 2017).
Mineralstoffe und Spurenelemente
Charakteristisch für Fisch und Meeresfrüchte sind in der Regel ein niedriger Natrium- und ein hoher Kaliumgehalt. Bei den Spurenelementen spielen Jod und Selen eine wichtige Rolle. Jod unterstützt die Schilddrüsenfunktion. Auch wenn sich die Jodversorgung in Deutschland heute im unteren wünschenswerten Bereich befindet, sind laut Arbeitskreis Jodmangel e. V. doch rund 30 Prozent der Bevölkerung nicht ausreichend mit dem Spurenelement versorgt (AKJ). Die Bedeutung von Fisch für die Jodversorgung sollte jedoch nicht überschätzt werden. Nach der Nationalen Verzehrstudie II des Max Rubner-Instituts nehmen Männer und Frauen die größte Menge an Jod, unter Berücksichtigung von jodiertem Speisesalz, über Fleisch und Fleischerzeugnisse, Wurstwaren, Brot sowie alkoholfreie Getränke (Jodgehalt im Wasser) auf. Danach folgen Milch und Milcherzeugnisse, Käse, Fisch, Fischerzeugnisse und Krustentiere sowie Gemüse, Pilze und Hülsenfrüchte als nennenswerte Jodquellen. Andere Lebensmittelgruppen spielen eine geringere Rolle (MRI 2008). Der Tagesbedarf an Jod beträgt, je nach Altersgruppe, durchschnittlich 200 Mikrogramm. Jod findet sich vor allem in kabeljauartigen Fischen; 100 Gramm Kabeljaufilet enthalten 229 Mikrogramm (Tab. 1). Auch Meeresalgen, Seetang, Muscheln und andere Meeresfrüchte sind gute Jodlieferanten. Miesmuscheln etwa enthalten 150 Mikrogramm, Nordseegarnelen 90 Mikrogramm pro 100 Gramm. Einige Algenarten liefern besonders viel Jod: Echter Kombu (Japanischer Blatttang), süßer Kombu (Zuckertang), Arame und Meeresspaghetti (Riementang). Eine hohe Jodzufuhr birgt gesundheitliche Risiken. Das Bundesinstitut für Risikobewertung fordert deshalb für getrocknete Algenprodukte eine Höchstgrenze von 20 Milligramm Jod pro Kilogramm (BfR 2007).
Süßwasserfische enthalten weniger Jod. 100 Gramm Forellenfilet beispielsweise liefern drei Mikrogramm Jod, Karpfen weniger als zwei Mikrogramm. Selen werden antioxidative Eigenschaften zugesprochen, ferner stabilisiert es das Immunsystem. Der Tagesbedarf für Selen wird, je nach Altersgruppe, auf rund 70 Mikrogramm geschätzt. 100 Gramm Kabeljau-/Lachsfilet enthalten 27/26 Mikrogramm. Bei Hering sind es 43 Mikrogramm (Tab. 1).
Angebot in Deutschland
Die Eigenproduktion der deutschen See- und Binnenfischerei deckt einen Anteil von rund 13 Prozent der Inlandsnachfrage, Importe haben daher eine entsprechend große Bedeutung für die Versorgung des deutschen Marktes. Seefische machen rund zwei Drittel der Nachfrage aus. An erster Stelle steht Zuchtlachs, es folgen Alaska-Seelachs, Hering und Thunfisch. In der Seefischerei unterscheidet man zwischen Großer und Kleiner Hochseefischerei sowie der Küstenfischerei. Die deutsche Flotte stellt drei Prozent der EU-Flotte (BLE_2 2018; FIZ 2018). Die deutsche Binnenfischerei unterteilt sich in die Seen- und Flussfischerei, die Aquakultur sowie die Angelfischerei.
Die Seen- und Flussfischerei hat hierzulande geringe wirtschaftliche Bedeutung, auch wenn rund ein Viertel der in Deutschland vorhandenen Wasserflächen von haupt- und nebenberuflichen Fischern genutzt werden. Ferner gibt es knapp 1,8 Millionen Besitzer von Fischereischeinen. Mit dieser in den meisten Bundesländern notwendigen Voraussetzung dürfen sie in Binnengewässern angeln. Der Eigenversorgungsgrad beträgt rund 15 Prozent. Der deutsche Markt für Süßwasserfische wird von Importen bestimmt. Dominierend ist hier die Regenbogenforelle; an zweiter Stelle folgt, allerdings weit dahinter, Pangasius. Die Aquakultur ist sowohl nach Produktionsmenge als auch nach erzielten Erlösen der ertragreichste Sektor (BMEL 2018). 2017 erzeugten die rund 2.700 Aquakulturbetriebe in Deutschland etwa 36.200 Tonnen Fische, Muscheln und andere Aquakulturprodukte. Die bedeutendsten Fischarten sind Regenbogenforelle und Gemeiner Karpfen. In rund 1.300 Betrieben wurden Becken, Fließkanäle oder Forellenteiche zur Erzeugung von Fischen und/oder Krebstieren bewirtschaftet. Kreislaufanlagen oder Netzgehege spielten in Deutschland mit rund 100 Betrieben eine eher untergeordnete Rolle (destatis).
Lesen Sie dazu den Artikel „Aquakultur – Entwicklung und Produktionsformen“ ab Seite 98 in Ausgabe 2 2019 von Ernährung im Fokus.
Einkauf
Frischfisch ist ein leicht verderbliches Lebensmittel. Sein hoher Wassergehalt sowie die lockere Struktur seines Bindegewebes bieten gute Voraussetzungen für die Vermehrung von Mikroorganismen. Beim Einkauf gilt es darauf zu achten, dass der Frischfisch im Geschäft stets ausreichend mit Eis bedeckt ist. Frischfisch in der Auslage zu beurteilen, ist nicht einfach. Bei ganzem Fisch sind folgende Merkmale ein Indiz für Frische:
• klare, durchsichtige und prall nach außen gewölbte Augen
• glänzend feucht und kräftig rot gefärbte Kiemen; gegebenenfalls vom Verkaufspersonal zeigen
lassen
• glänzende Haut mit klarer Schleimschicht
Weitere Qualitätskriterien sind vor dem Kauf nicht erkennbar, etwa, ob der Fisch nach Meer riecht oder nach Fisch (ungünstig) oder ob sein Fleisch auf Daumendruck elastisch nachgibt oder eine Delle bleibt (ungünstig).
Bei Fischfilets hat der Käufer noch weniger Beurteilungsmöglichkeiten.
• Farbe: die Filets müssen einen silbrigen Glanz haben.
• Fleisch: es soll saftig wirken, die einzelnen Muskelsegmente dürfen nicht auseinanderklappen.
Kennzeichnung
Frischfisch muss für die Abgabe an den Endverbraucher mit obligatorischen Angaben gekennzeichnet sein.
Handelsbezeichnung
(aus dem Verzeichnis der Handelsbezeichnungen (BLE 2019)) der Fisch-, Krebs- oder Weichtierart und
wissenschaftlicher Name.
Produktionsmethode
• Bei Seefisch ist diese Angabe entbehrlich, wenn sich aus der Handelsbezeichnung und der Angabe des Fanggebiets („gefangen in …“) eindeutig ergibt, dass es sich um eine im Meer gefangene Fischart handelt.
• „aus Binnenfischerei“ für Fisch aus Binnenfischerei,
• „aus Aquakultur“ oder „gezüchtet in …“ für Fisch aus Aquakultur.
Fanggerätekategorie
Die häufigsten Fanggeräte sind
• Schleppnetze: von Schiffen nachgeschleppte Netze zum Fang von Schwarmfischen oder Grundfischen. Das pelagische Schleppnetz ist für den Fang von Fischarten konstruiert, die im freien Wasser leben, zum Beispiel Makrele, Sprotte/Sardine und Hering. Zielarten für das Grundschleppnetz sind beispielsweise Kabeljau, Seehecht, Garnelen und Plattfische wie Scholle und Seezunge.
• Haken und Langleinen: Das können verschiedene Formen von Angeln sein sowie Langleinen, die waagerecht zwischen Meeresoberfläche und Grund treibend oder in ihrer gesamten Länge am Meeresgrund verankert werden. Es gibt Langleinen, die mit nur wenigen Haken bestückt werden, aber auch solche, die über 100 Kilometer lang sind und tausende Köderhaken tragen. Zielarten sind zum Beispiel Thunfisch, Schwertfisch, Makrele, Heilbutt, Schwarzer Seehecht, Hai.
• Reusen und Fallen: Fischfallen sind große stationäre Netze, Barrieren und Reusen, die Käfigen oder Körben ähneln. Sie verfügen über eine oder mehrere Öffnungen (Trichter) und werden mit oder ohne Köder auf dem Meeresboden ausgesetzt. Sie sind so konzipiert, dass der Eingang keinen Rückweg bietet. Zielarten sind Hummer, Garnelen, Krabben, Tintenfische und verschiedene Grundfische.
Fanggebiet
Die Welternährungsorganisation (FAO) teilt die Weltmeere in 19 Fanggebiete auf, die jeweils einen spezifischen Namen tragen. Wissenschaftliche Organisationen oder Fischerei-Managementorganisationen unterteilen die großen Fanggebiete der FAO weiter in Sub-Fanggebiete.
Bei Erzeugnissen der Aquakultur muss das Land angegeben werden, in dem das Produkt die finale Entwicklungsphase durchlaufen hat.
Auftauhinweis
Tiefkühlprodukte, die vor dem Verkauf aufgetaut und dann als frisches Produkt in der Bedientheke ausliegen, müssen mit dem Hinweis „aufgetaut“ versehen sein.
Beispiele praxisnaher Kennzeichnung:
Kabeljau (Gadus murhua)
gefangen im Nordostatlantik (FAO 27)
(Unterfanggebiet Nördliche Nordsee, Nr. IVa)
gefangen mit Schleppnetzen
(Pelagische Scherbrettnetze)
Alaska-Seelachs (Theragra chalcogramma)
gefangen im Nordostpazifik (FAO 67)
Golf von Alaska/östliche Beringsee
Schleppnetzfischerei
Die Angaben sind auf einem Etikett am Erzeugnis (Preisschild) oder auf einem Plakat/einer Liste/einem Poster zu machen. Die Zuordnung der Angaben zum jeweiligen Erzeugnis ist dabei zu gewährleisten. Soweit die Angaben auf Plakaten oder Postern gemacht werden, sind diese im Verkaufsraum so anzubringen, dass der Endverbraucher die Angaben vom Erzeugnis aus lesen kann. Für sämtliche Angaben oder Teile der Angaben kann ein Quick-Response-Code (QR-Code) verwendet werden.
Letztlich ist der Fischeinkauf Vertrauenssache. Man sollte dort kaufen, wo man gute Erfahrungen gemacht hat und kompetent beraten wird.
Weitere Informationen zu Fisch als Lebensmittel – zum Beispiel zu Fischsiegeln und Schadstoffen sowie zu Transport, Lagerung und Zubereitung von Fisch finden Sie im Artikel Fisch als Lebensmittel aus Ernährung im Fokus 2 2019 (Download als PDF).
Die komplette Ausgabe mit dem Themenschwerpunkt Fisch finden Sie im BLE-Medienservice oder im Archiv von Ernährung im Fokus.