Apfelanbau in Deutschland
Räumlich konzentriert sich der Baumobstanbau auf wenige Regionen in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Die Anbaufläche von Äpfeln liegt bei 33.100 Hektar (Stand 2022), dies sind rund 67 Prozent der gesamten Baumobstanbaufläche.
Von den 2022 in Deutschland geernteten Äpfeln wurden mehr als 71 Prozent als Tafeläpfel verkauft, weitere 26 Prozent wurden als Verwertungs- oder Industrieobst - etwa zur Produktion von Fruchtsaft - verwendet.
Die Hauptapfelsorte im deutschen Anbau ist 'Elstar' mit 24,1 Prozent der Tafelapfelanbaufläche (Stand 2022). Dahinter kommen mit Abstand die Sorten 'Gala' (9,6 %), 'Braeburn' (9,3 %), 'Jonagold' (5,8 %) und 'Jonagored' (4,2 %).
Der Apfel ist der Deutschen liebstes Obst. Mehr als 24 Kilogramm isst hierzulande jede*r davon. Die Hauptanbaugebiete der heimischen Erzeugung sind: Bodenseeregion, Altes Land, Borthen, Rheinland, Werder.
Ökologischer Apfelanbau
Auf einer Fläche von 7.951 Hektar wurden 2022 ökologisch erzeugte Äpfel angebaut. Das entspricht einem Anteil von 24 Prozent. Auf 56 Prozent dieser Fläche werden Tafeläpfel angebaut, auf den übrigen 44 Prozent Wirtschaftsäpfel.
Im ökologischen Anbau sind Sorten mit geringer Krankheitsanfälligkeit wichtig, da keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel angewendet werden dürfen. Daher werden Sorten gewählt, die möglichst viele Resistenzen gegen Krankheiten oder Schadorganismen mitbringen. Die wohl bekannteste schorfresistente Apfelsorte ist der 'Topaz'.
Zu den Standardsorten im ökologischen Apfelanbau gehören unter anderem auch 'Elstar' und 'Braeburn'.
Anbau hat sich in den letzten 50 Jahren stark verändert
Der erwerbsmäßige Obstanbau hat sich seit den 1970er-Jahren stark verändert. Prägten bis dahin großkronige, hochstämmige und damit arbeitsintensive Apfelbäume die Anlagen, findet der Anbau heute ausschließlich auf kleinkronigen Spindeln statt. Auf derselben Fläche stehen dadurch heute 10- bis 20-mal so viele Bäume. Ihre Wuchshöhe ist auf maximal drei bis vier Meter beschränkt, sodass alle Früchte direkt von Hand gepflückt werden können oder zumindest mit höhenverstellbaren Pflückwagen erreichbar sind.
Sortenvielfalt
Darum werden Äpfel nie langweilig!
Mitte des 19. Jahrhunderts waren in Deutschland etwa 2.000 Apfelsorten bekannt, doch im Zuge des Erwerbsobstbaus und in Folge der Lebensmittelknappheit nach dem zweiten Weltkrieg konnten nur besonders leistungsstarke Sorten wirtschaftlich bestehen. Verbraucherinnen und Verbraucher können zum Erhalt der Sortenvielfalt beitragen, indem sie im eigenen Garten alte Apfelsorten anpflanzen, regionale und seltene Sorten kaufen oder Streuobstwiesen pflegen.
Die Ernte von Äpfeln
Geerntet werden Tafeläpfel auch heute noch von Hand. Für die industrielle Verarbeitung können allerdings auch Rüttler mit Auffangschirmen eingesetzt werden. Die Äpfel sollen so sorgsam wie möglich behandelt und angefasst werden. Wichtig ist unter anderem, dass sie durch Heben und Drehen von den Trieben gelöst werden und vorsichtig aus den Pflückgefäßen in die Transportbehälter gerollt werden.
Auch die Empfindlichkeit der Früchte in Abhängigkeit vom Reifegrad und der Sorte spielt eine Rolle. Sind die Früchte zu reif, kann bereits der Fingerdruck beim Pflücken oder das Ausleeren des Pflückbehälters in die Großkiste zu Druckstellen mit Verbräunungen führen. Auch wenn die Früchte nur leicht verletzt werden, mindert dies die Qualität und die Früchte leiden beim nachfolgenden Sortieren, Verpacken und Transportieren.
Lagerung und Klimabilanz von Äpfeln
Je nach Sorte und Reifegrad werden die Äpfel nach der Ernte direkt verkauft oder in gasdichten Kühllagern eingelagert. Die Kombination aus niedrigen Temperaturen (0-4 Grad Celsius), niedrigem Sauerstoffgehalt, hohem Kohlendioxidgehalt und konstant hoher Luftfeuchtigkeit verlangsamt den natürlichen Alterungsprozess und hält die Äpfel für Monate frisch.
In den Monaten September bis März wird das Angebot an deutschen Äpfeln vor allem aus Italien, den Niederlanden, Frankreich, Polen, Belgien, Österreich, Spanien und Tschechien ergänzt. Im Frühjahr und in den Sommermonaten liefern Chile, Neuseeland, Südafrika und Argentinien Ware. Doch Importe aus Übersee benötigen viel Energie für den Transport hierher. Deutsche Äpfel hingegen werden im Kühllager aufbewahrt. Auch das ist energieaufwändig.
Wie eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) aus dem Jahr 2020 zeigen konnte, haben deutsche Äpfel, die im Herbst geerntet, aber erst im April verkauft werden trotzdem gegenüber solchen aus Neuseeland die Nase vorn: Sie erzeugen laut ifeu nur halb so viel CO2 wie die importierten Äpfel.
Entscheidend für die Klimabilanz beim Apfelkauf ist aber nicht nur der Weg des Apfels in den Laden, sondern auch der des Käufers oder der Käuferin. Denn wer mit dem Auto zum Supermarkt fährt, verursacht schon auf kurzen Strecken schnell eine größere Menge CO2 als das dort gekaufte Kilo Importäpfel.