Ich hatte ja schon mal berichtet, dass bei uns im Garten hinterm Haus beim Einzug bereits ein kleines Gewächshaus stand. Was ziemlich genial ist: Es animiert zu deutlich mehr Saatgutexperimenten, bietet meinen geliebten Tomaten ein Dach überm Kopf – und hat mich dieses Jahr in den Genuss extrem leckerer Rauke (Eruca sativa; auch Ölrauke oder neudeutsch Rucola) gebracht, ohne dass ich dafür auch nur ein Fingerchen gekrümmt hätte.
Zumindest nicht in diesem Jahr. Tatsächlich hatte ich im Spätherbst 2016 einfach mal eine lange Reihe in das Grundbeet gesät. Angegossen, noch ein paar Mal einen Blick drauf geworfen und dann nicht mehr gekümmert. Umso größer war die Freude über das Wiedersehen im Frühling – da hatte das robuste Zeugs doch nicht nur den Winter kompletto ohne Wässern überstanden, sondern war vor allem im superwarmen März auch noch abgegangen wie nix. In riesigen dichten Büscheln stand die Rauke da wie eine Eins und kein anhaftendes Sandkörnchen trübte den Genuss: Greifen, abschneiden, kurz untern Wasserhahn halten und ab in die Schüssel, so macht Ernten echt Spaß.
Bei unserer im Freiland wachsenden Rauke sah das meist etwas anders aus, da mussten die Blätter intensiv gewaschen werden und nicht selten musste ich sie vor Tritten oder heimtückischem Herausreißen durch Dritte bewahren, da sie sich mit Vorliebe zwischen unsere Waschbetonplatten oder auch mal ins Staudenbeet aussäte. Dort war und ist sie aber ebenso willkommen, zumal es sich um die Wilde Rauke (Diplotaxis tenuifolia, auch bekannt als Schmalblättrige Doppelsame) handelt. Die hat aus unserer Sicht, neben ihren sympathisch-anarchischen Wesenszügen, einen entscheidenden Vorteil: Sie ist schärfer und würziger. Insofern werden wir in Zukunft wohl zweigleisig fahren – Gewächshaus-Ölrauke für Masse und Komfort, aufgepeppt durch einige Blätter der Wilden Rauke.
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