Im März 2024 hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) neue lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen veröffentlicht. Dieser Artikel ist aktualisiert.
Weitere Informationen zu den DGE-Empfehlungen finden Sie hier.
Zink: Jetzt kommt Phytat ins Spiel
Was ist neu?
Die Referenzwerte für Zink werden jetzt abhängig von der Phytatzufuhr angegeben. Bei einer mittleren Phytatzufuhr von 660 mg am Tag, wie sie eine vollwertige Kost enthält, liegen die Zink-Referenzwerte für
Frauen bei 7-10 mg pro Tag (zuvor 7 mg/d) und
Männer bei 11-16 mg pro Tag (zuvor 10 mg/d).
Für Schwangere nennt die DGE nun anstelle eines Referenzwerts ab dem 4. Monat der Schwangerschaft jeweils einen Referenzwert für
das 1. Trimester (7-11 mg/d) und
das 2. und 3. Trimester (9-13 mg/d).
Stillenden empfiehlt sie 11-14 mg Zink am Tag.
Die neue Empfehlung für den Mineralstoff Zink wird jetzt abhängig von der Phytatzufuhr angegeben. Phytat kommt beispielsweise in Hülsenfrüchten und Vollkorngetreide vor. Im Magen-Darm-Trakt bildet Phytat mit Zink einen Komplex, sodass der Körper den Mineralstoff nicht mehr aufnehmen kann. So kann eine hohe Phytatzufuhr im Vergleich zu einer durchschnittlichen Zufuhr die Aufnahme von Zink um 45 Prozent verringern. Daher ist es sinnvoll, bei einer hohen Phytatzufuhr mehr Zink aufzunehmen. Durch Einweichen, Keimen oder das Gären beim Sauerteig wird Phytat abgebaut und somit die Bioverfügbarkeit von Zink erhöht. Auch wenn gleichzeitig tierisches Protein zugeführt wird, ist Zink besser für den Körper verfügbar.
Die Referenzwerte für Zink gibt die DGE für eine niedrige, mittlere und hohe Phytatzufuhr an. Die mittlere Zufuhrmenge von 660 mg Phytat pro Tag liefert eine vollwertige Kost. Auch wer sich vegetarisch bzw. vegan ernährt und dabei vorwiegend auf Getreideprodukte aus hellem Mehl, Sauerteigprodukten oder gekeimtes Getreide setzt, erreicht diese Menge.
Alle Referenzwerte werden von den Gesellschaften für Ernährung in Deutschland (DGE), Österreich (ÖGE) und der Schweiz (SGE) gemeinsam herausgegeben.
Wichtig für Wachstum, Wundheilung und Immunsystem
Zink ist als Bestandteil von Enzymen und Proteinen im Körper an einer Vielzahl von Reaktionen wie Zellwachstum und Wundheilung, für das Immunsystem oder die Fortpflanzung beteiligt. Bei einem Mangel kann es zu vermindertem Wachstum kommen, Ekzemen an der Haut sowie zu Durchfällen und Infektionskrankheiten. Ein erhöhtes Risiko für einen Mangel haben beispielsweise Seniorinnen und Senioren sowie Personen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Wer sich vegetarisch ernährt, kann möglicherweise höhere Mengen an Phytat aufnehmen, wodurch sich das Risiko für einen Mangel ebenfalls erhöht.
Gute Zinklieferanten sind Fleisch, z. B. Rind- und Schweinefleisch, Käse wie Gouda, Milch und Eier. Auch Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und Nüsse wie Cashew- und Pekannüsse sowie Weizen- oder Roggenkeimlinge enthalten reichlich Zink, wobei der Mineralstoff aus tierischen Lebensmitteln generell besser verfügbar ist als auch pflanzlichen.
Vitamin B6: Protein für die Zufuhrempfehlung nicht mehr relevant
In ihren bisherigen Empfehlungen ging die DGE davon aus, dass der Vitamin-B6-Bedarf von der Proteinzufuhr abhängt. Nach der aktuellen Studienlage hat sie nun den neuen Referenzwert für Vitamin B6 von Pyridoxal-5‘-Phosphat (PLP) abgeleitet, einer Speicherform dieses Vitamins in Muskulatur und Blutplasma. Die PLP-Konzentration im Plasma dient als bester Parameter, um den Versorgungsstatus mit Vitamin B6 zu beurteilen.
Was hat sich geändert?
Die Zufuhrempfehlung für Vitamin B6 wird nicht mehr länger von Protein abgeleitet, sondern von Pyridoxal-5‘-Phosphat (PLP). Sie liegt damit jetzt für Erwachsene höher:
bei Frauen bei 1,4 mg pro Tag (zuvor 1,2 mg/d) und
bei Männern bei 1,6 mg pro Tag (zuvor 1,4-1,5 mg/d).
Für Schwangere und Stillende sind die neuen Werte etwas niedriger:
für Schwangere im 1. Trimester 1,5 und für das 2. und 3. Trimester jeweils 1,8 mg pro Tag,
für Stillende 1,6 mg täglich (zuvor 1,9 mg/d für Schwangere und Stillende).
Die Bezeichnung Vitamin B6 umfasst mehrere vitaminwirksame Verbindungen wie Pyridoxin, Pyridoxamin und Pyridoxal. Das wasserlösliche Vitamin benötigt der Körper für verschiedene Prozesse, zum Beispiel im Aminosäuren- und Kohlenhydratstoffwechsel sowie zusammen mit anderen B-Vitaminen im Homocysteinstoffwechsel. Auch an der Bildung von Botenstoffen wie Serotonin und Dopamin und von B-Vitamin Niacin ist Vitamin B6 beteiligt.
Das Vitamin ist in vielen Lebensmitteln, vor allem proteinreichen, enthalten. Gute Quellen sind zum Beispiel Fleisch (Schweinefleisch), Fisch wie Sardinen und Makrelen, Vollkorngetreide sowie Hasel- und Walnüsse. Auch Fruchtsäfte, Obst und Gemüse leisten ihren Beitrag zur Vitaminversorgung.
Ist die Versorgung mit Vitamin B6 unzureichend, kann ein Mangel entstehen, der sich in Blutarmut, also einer Anämie, und neurologischen Störungen äußern kann. Allerdings kommt es nur selten zu einem ernährungsbedingten Vitamin-B6-Mangel. Lebererkrankungen oder Alkoholmissbrauch beeinflussen jedoch Vitamin-B6-Stoffwechsel, sodass ein erhöhter Bedarf vorliegen kann. Das gilt auch für die Einnahme von Pille und Medikamenten gegen Epilepsie und Asthma.
Alle aktuellen Referenzwerte finden Sie auf der Internetseite der DGE.
Empfehlungen für Höchstmengen in Nahrungsergänzungsmitteln aktualisiert
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat erstmals in 2004 Empfehlungen zu den maximalen Dosierungen von Vitaminen und Mineralien in Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) und angereicherten Lebensmitteln herausgegeben. Sie wurden im März 2021 nach dem derzeitigen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse aktualisiert. Die Empfehlungen für die maximale Tagesdosis über Nahrungsergänzungsmittel bieten Verbraucherinnen und Verbrauchern und auch Herstellern eine Orientierung. Bei einem Teil der Höchstmengen empfiehlt das BfR zusätzlich verpflichtende Angaben auf den Produkten.