- Es gibt viele gute Gründe für Lebensmittel aus der Region. Neben kurzen Transportwegen ist die Förderung lokaler Wertschöpfungsketten einer der wichtigsten.
- Häufig ist es aber gar nicht so einfach, regionale Lebensmittel im Handel zu finden.
- Bei vielen Regionalmarken und Siegeln sind die Kriterien sehr unterschiedlich, sodass die Herkunftskennzeichnungen häufig für mehr Verwirrung als Transparenz sorgen.
- Verlässliche Auskunft gibt zum Beispiel das Regionalfenster.
„Regional, lokal und transparent einkaufen“ – so lautet einer von fünf Klima-Tipps des Bundeszentrums für Ernährung. Ein Grund: Wenn Sie Lebensmittel aus der Region einkaufen, fördern Sie kurze Transportwege und helfen so, schädliche Treibhausgase einzusparen, die durch längere Transporte entstehen würden.
Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Argumente dafür, in der eigenen Region erzeugte Produkte zu kaufen. Wer das schon einmal probiert hat, weiß aber auch, dass es gar nicht so einfach ist. Denn regionale Lebensmittel sind zum Teil schwer zu finden, und häufig ist nicht sofort erkennbar, ob sie wirklich aus der näheren Umgebung stammen.
Wie eine repräsentative Bevölkerungsumfrage für den Verbraucherzentrale Bundesverband im Jahr 2021 zeigt, ist für insgesamt 92 Prozent der Menschen in Deutschland das Angebot an regionalen Lebensmitteln sehr wichtig (58 %) oder eher wichtig (34 %). Allerdings bemängeln 40 Prozent der Befragten, dass es ihnen oft schwer fällt zu erkennen, ob Lebensmittel in ihrer Region produziert wurden.

Frische und saisonale Vielfalt aus der Region
Regionale Obst- und Gemüsearten können zum optimalen Zeitpunkt geerntet werden, da sie nach verhältnismäßig kurzen Transportwegen direkt nach der Ernte in den Handel kommen. Dadurch sind sie in der Regel nicht nur frischer und schmecken besser, sondern liefern auch mehr Vitamine und Mineralstoffe. Regionales Obst und Gemüse aus dem Freiland oder dem unbeheizten Gewächshaus wird zudem entsprechend der Saison angeboten.
Eine gleichzeitig regionale und saisonale Ernährung schränkt die Auswahlmöglichkeiten zwar ein, ist jedoch ein doppeltes Plus für Klima und Umwelt. Und wer bewusst regionale „Schätze“ der Saison einkauft – zum Beispiel Spargel und Erdbeeren im Frühjahr und im Frühsommer, Tomaten im Sommer, Kürbis im Herbst und Grünkohl im Winter – genießt und wertschätzt sie umso mehr. Bei regionaler Ware der Saison haben Sie zudem die Möglichkeit, ältere und teilweise fast schon vergessene Obst- und Gemüsearten oder besondere, lokale Sorten zu entdecken.
Das spricht außerdem für regionale Produkte
Regionale Landwirtschaft ist erlebbar und sichtbar. Schon Kinder lernen, wo Lebensmittel herkommen und welchen Wert sie für den Menschen haben. Vom regionalen Betrieb können Sie auch direkt Informationen darüber bekommen, wie die Lebensmittel erzeugt wurden.
Streuobstwiesen, Weiden und Felder bleiben als wichtige Kulturlandschaften erhalten. So wird die Biodiversität gefördert.
Mit dem Kauf regionaler Produkte stärken Sie die Landwirtschaft, Verarbeitungsbetriebe und Vermarktungsunternehmen in der Region. So bleiben die Wertschöpfungsketten vom Anbau bis zum Verkauf vor Ort oder werden dort neu geschaffen, inklusive von Arbeitsplätzen in der lokalen Wirtschaft.
Die lokale Versorgung mit Lebensmitteln macht außerdem weniger abhängig von globalen Handelsstrukturen. So kann eine regionale und ressourcenschonende Landwirtschaft auch in Krisenzeiten die Ernährung der Bevölkerung sichern.
Warum ist es so schwer, regional einzukaufen?
Ein Blick auf den Selbstversorgungsgrad mit landwirtschaftlichen Produkten zeigt schnell: Regional einkaufen ist nur eingeschränkt möglich. Vor allem Obst, Gemüse und Honig werden überwiegend aus dem Ausland importiert. Zum einen, weil die Produktion in Deutschland (momentan) nicht ausreicht. Zum anderen, weil aufgrund von saisonalen Unterschieden nicht immer alles, was wir im Supermarkt erwarten, aus heimischem Anbau verfügbar ist.
Außerdem fehlen Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen für Lebensmittel aus der Region. Noch gibt es kaum Partnerschaften zwischen regionalen Erzeugerbetrieben und dem Handel, sodass Beschaffungs- und Absatzstrukturen erst geschaffen werden müssen. Daher vermarkten viele landwirtschaftliche Betriebe ihre saisonalen und regionalen Produkte selbst, zum Beispiel über Hofläden, Milchtankstellen oder auf dem Wochenmarkt. Mittlerweile gibt es aber auch verschiedene Initiativen und Geschäftsmodelle, bei denen die Regionalität der Lebensmittel im Fokus steht.
Welche alternativen Einkaufsmöglichkeiten für regionale Lebensmittel es gibt, erfahren Sie in unserem Artikel Regionale Vermarktungswege.
Kennzeichnung von regionalen Produkten
Eine große Herausforderung beim regionalen Einkauf ist, dass Bezeichnungen wie „aus der Region“ oder „von hier“ nicht geschützt sind. Die Anbietenden können selbst bestimmen, wie groß „ihre“ Region ist, und dürfen mit eigenen Marken oder Siegeln für ihre Produkte werben. Weil es inzwischen eine unüberschaubare Anzahl an regionalen Herkunftskennzeichnungen gibt und die Kriterien für ihre Vergabe zum Teil sehr unterschiedlich sind, sorgen die Siegel häufig für mehr Unsicherheit als für Transparenz.
Um dem etwas entgegenzusetzen, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft das „Regionalfenster“ ins Leben gerufen. Es informiert, woher die Lebensmittel kommen, wo sie verpackt wurden und bei verarbeiteten Produkten, wie hoch der regionale Rohstoffanteil ist. Das Regionalfenster ist mittlerweile auf mehr als 5.900 Produkten zu finden.

Regionalsiegel im Supermarkt und im Discounter
Es gibt eine riesige Anzahl an Siegeln und Labeln für Lebensmittel aus der Region. Damit Sie einschätzen können, wie aussagekräftig diese sind und welche Kriterien dahinterstecken, geben wir hier einen kurzen Überblick.

Die Kriterien der Regionalmarken im Einzelhandel sind sehr unterschiedlich. So spielt bei einigen der Verarbeitungsort die Hauptrolle, während die Herkunft der Rohstoffe weniger wichtig ist. Bei anderen Marken gibt es dagegen konkrete Angaben zu den Regionen, in denen die Rohstoffe erzeugt und auch verarbeitet wurden.
Wie glaubwürdig eine solche Marke ist, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher daher immer noch sehr genau prüfen, indem sie sich darüber informieren, welche Bedingungen das regionale Produkt jeweils erfüllen muss.
In ganz Deutschland haben sich hunderte von Akteuren aus der gesamten Wertschöpfungskette für Lebensmittel zusammengetan und Initiativen gegründet, um landwirtschaftliche Produkte lokal oder regional zu vermarkten. Ob „Regionalmarke Eifel“, „Heimat schmeckt!“ oder „Die Regionaltheke – von fränkischen Bauern“ – auch hier bleibt Verbraucherinnen und Verbrauchern nichts anderes übrig, als die Kriterien für Regionalität und die Herstellungsweise der Produkte so gut es geht selbst zu überprüfen:
Einen guten Anhaltspunkt liefert die Listung im RegioPortal des Bundesverbandes der Regionalbewegung e. V. Denn für die Aufnahme in das Verzeichnis müssen die Initiativen detaillierte Angaben über die Voraussetzungen machen, nach denen ihre Marke als „regional“ definiert wird. Auch Informationen über Anbauweisen, Tierhaltung und Kontrollsysteme etc. werden abgefragt.
Hier können Sie die Initiativen-Landkarte des Bundesverbandes der Regionalbewegung als PDF herunterladen: regionalbewegung.de/initiativen-landkarte
Auf dem Portal Label-online bewertet die Verbraucher Initiative e. V. außerdem zahlreiche Regionalsiegel anhand einheitlicher Maßstäbe.





Einige Bundesländer haben eigene Regionalsiegel entwickelt, mit denen sie ihre Spezialitäten bewerben. Diese Länderzeichen unterscheiden sich in erster Linie dadurch, dass bei verarbeiteten Lebensmitteln die Anteile an Rohprodukten aus der Region und die Zertifizierungs- und Kontrollsysteme sehr verschieden sind.
Meist von den Länderministerien vergeben, unterliegt die Siegel-Nutzung strengen Kriterien, sodass die Kennzeichnungen hohe Glaubwürdigkeit haben. Im Portal label-online.de der Verbraucher Initiative e. V. werden die Regionalsiegel der Bundesländer mit “empfehlenswert” oder “besonders empfehlenswert” bewertet.

Produkte, die das rot-gelbe Siegel „geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.)“ tragen, müssen in einem festgelegten Gebiet nach bestimmten Kriterien erzeugt, verarbeitet und hergestellt werden. Alle Produktionsschritte müssen dabei in der angegebenen Region erfolgen. Das gilt in Italien beispielsweise für den Parmaschinken, in Deutschland für den Allgäuer Emmentaler.
Das Zeichen gibt eindeutig Auskunft über den Ursprung der Lebensmittel. Allerdings ist es nur auf wenigen deutschen Produkten zu finden. Und es ist leicht mit dem blau-gelben Siegel „geschützte geographische Angabe (g.g.A.)“ zu verwechseln, bei dem nur eine Produktionsstufe im genannten geografischen Gebiet erfolgen muss. So kann z. B. der Schwarzwälder Schinken auch aus Schweinefleisch aus dem Ausland hergestellt werden.
So finden Sie bestimmte regionale Lebensmittel
Wenn Sie regional einkaufen möchten, werden Sie im Supermarkt und im Discounter vor allem bei frischem Obst und Gemüse fündig, außerdem bei Eiern, Milch und Milchprodukten. Im unabhängigen Lebensmitteleinzelhandel können Sie außerdem Fleisch oder Honig aus der Region kaufen, da es hier häufig Kooperationen mit lokalen Betrieben gibt. Auch in Bioläden oder Biosupermärkten gibt es ein Angebot an regionalen Produkten.

Obst, Gemüse und Kräuter aus der Region gibt es mittlerweile in jedem Supermarkt oder Discounter zu kaufen. Manchmal sind die Produkte mit dem Regionalfenster gekennzeichnet, zum Beispiel Äpfel, Kartoffeln oder Salat. Ein kleiner Nachteil: Meist sind diese Produkte in Plastik verpackt.
Auch das Obst- und Gemüseangebot in Bioläden ist häufig regional.
Milch muss wie andere tierische Produkte das sogenannte Identitätszeichen tragen, das der Lebensmittelüberwachung dient. Daran können Sie ablesen, aus welchem Land und Bundesland die Milch kommt. Anhand der Betriebsnummer können Sie außerdem ermitteln, in welcher Molkerei die Milch abgefüllt wurde.
Da es immer weniger, dafür aber immer größere Molkereien gibt, ist diese Angabe aber meist nicht sehr aussagekräftig, wenn Sie Milch aus der Region kaufen möchten. Wenn Sie Glück haben, gibt es im Supermarkt Milch aus Ihrer Nähe, die mit dem Regionalfenster gekennzeichnet ist.

Käse, Joghurt und andere Milchprodukte von Betrieben aus der Region sind zunehmend im Lebensmitteleinzelhandel zu finden. Tragen diese kein Regionalfenster, sind sie anhand der Herstelleradresse zu identifizieren. Meist gibt es für die Produkte eine spezielle Ecke in der gut sortierten Käsetheke oder im Kühlregal.

Woher die Eier im Supermarkt stammen, erkennen Sie am Stempel direkt auf dem Ei. Der Erzeugercode gibt die Haltungsform und das Herkunftsland an, außerdem das Bundesland, aus dem die Eier kommen. Ist ein Regionalfenster vorhanden, können Sie schon außen auf dem Eierkarton ablesen, wo die Eier gelegt und verpackt wurden. Dies gilt auch für gefärbte Eier, die von der gesetzlichen Kennzeichnungspflicht ausgenommen sind.

Supermärkte und Bioläden mit eigener Bedientheke für Fleisch und Wurstwaren kooperieren häufig mit regionalen Höfen. Fragen Sie einfach das Verkaufspersonal, woher die Produkte stammen.
In Metzgereien ist es sehr wahrscheinlich, dass die angebotene Ware von landwirtschaftlichen Betrieben aus der Nähe stammt. Auch hier hilft direktes Nachfragen, um Klarheit zu bekommen.

Neben bundesweit agierenden Bäckereiketten und Brotfabriken existieren leider immer weniger handwerkliche Bäckereien. Während in Supermärkten die Ketten dominieren, verkaufen Bioläden häufig Brot und Backwaren von Bio-Bäckereien aus der Region.
Auch auf Wochenmärken gibt es meist einen Stand mit regionalen Brot- und Backwaren.

Ob Konfitüren, Chutneys oder Saucen – viele landwirtschaftliche Betriebe verarbeiten ihre Produkte und vermarkten sie über inhabergeführte Supermärkte.
Häufig gibt es sogar ein spezielles Regal mit diesen regionalen Spezialitäten. Dasselbe gilt für Bioläden.