Schulessen ist Teil der Ernährungsbildung

Materialien und Praxisbeispiele zur Verzahnung von Unterricht und Schulverpflegung

Drei Schülerinnen mit Kochmützen und Schürzen kochen in einer professionellen Küche. © NVB Stocker – stock.adobe.com
  • Die Verzahnung von Unterricht und Schulverpflegung beginnt mit Reflexionen, Beobachtungen, Umfragen, Akteursanalysen, Interviews und Exkursionen, z. B. zum eigenen Caterer.
  • Hier finden Sie Materialien für Unterricht oder AGs, die dabei helfen, Veränderungen im Kleinen auszuprobieren.
  • Zahlreiche Praxisbeispiele aus unterschiedlichen Schulen liefern Ideen für eine langfristige Verknüpfung von Unterricht und Schulverpflegung
  • Besonders erfolgversprechend sind systemische Ansätze, die Schulleitungen und Caterer mit ins Boot holen.

Warum Ernährungsbildung und Schulverpflegung zusammendenken?

Ernährungsbildung findet nicht nur im Unterricht, sondern bei jeder Mahlzeit statt – und damit auch in der Frühstückspause und beim Mittagessen in Schulen und den dazugehörigen Betreuungseinrichtungen. Darin liegt eine große Chance: Schule kann Ernährungsgewohnheiten prägen. Kinder und Jugendliche können dort Neues kennenlernen und ausprobieren: Zum einen neue Lebensmittel und einen wertschätzenden, genussvollen Umgang damit. Zum anderen können sie im Unterricht und durch die Mitgestaltung ihrer Pausen selbst aktiv werden und verschiedene Kompetenzen erwerben. Neben Ernährungskompetenz sind das Gestaltungs- und soziale Kompetenzen. 

„Können Kinder über die Verpflegung mitbestimmen und sich aktiv einbringen, sind sie nicht nur zufriedener mit den Mahlzeiten, sondern erwerben auch wichtige Kompetenzen“ (Quelle: Bundeszentrum Kita- und Schulverpflegung)

Pause als Chance: Die Theorie genussvoll umsetzen

Doch wie kann die Verzahnung von Schulverpflegung mit Ernährungsbildung gelingen? Welche Ansätze haben sich bewährt? Nachfolgend stellen wir Ihnen eine Reihe spannender Ideen und Projekte vor. Angefangen bei kleinen Aktionen bis hin zu ganz großen Schritten.

Wer im Unterricht lernt, was zu einer ausgewogenen und umweltfreundlichen Ernährung gehört, darf sich auch fragen: Finde ich an meiner Schule überhaupt ein entsprechendes Angebot? Wenn ja, ist dieses mindestens genauso attraktiv, leicht verfügbar und preiswert wie andere Optionen? Und wenn nein: was kann ich daran ändern? Die Antwort: Vieles, aber nicht alles auf einmal. Wenn mit kleinen Projekten der Ball erst einmal ins Rollen gekommen ist, kann jederzeit mehr daraus werden. Deshalb lohnen sich auch kleine Schritte, wie das Analysieren der Ist-Situation oder das Ausprobieren von Veränderungen. Sie können durchaus zum großen Ziel beitragen: ein schulisches Gesamtkonzept für eine gelingende Ernährungsbildung und eine dauerhaft hochwertige Schulverpflegung.

Analysieren und verstehen

Um etwas zu verändern, muss man es verstehen. Die Verzahnung von Unterricht und Schulverpflegung beginnt also mit Reflexionen, Beobachtungen, Umfragen, Akteursanalysen, Interviews und Exkursionen: Was bieten uns Cafeteria und Mensa an? Wo kommt das Essen her? Wer entscheidet mit, was es gibt? Wie sehen die Beteiligten das Thema? Mit diesen Fragen kann Unterricht den Grundstein legen, um Veränderungen in der Mensa anzustoßen. 

Passendes Unterrichtsmaterial:

Veränderungen im Kleinen ausprobieren

"Was können wir als Schülerinnen und Schüler schon verändern?". Die folgenden Beispiele zeigen, wie Jugendliche Engagement üben und dabei für das Leben lernen. Sie setzen sich für vorübergehende Veränderungen in ihrer Mensa ein und können damit durchaus den Ball ins Rollen bringen. Darüber hinaus sammeln sie Erfahrung in Team- und Projektarbeit und erleben Partizipation.

Passendes Unterrichtsmaterial:

Andere Zugänge als Gesundheit oder Klima nutzen

Die bisherigen Beispiele betrachten die Schulverpflegung aus Gesundheits- und Klimasicht. Tatsächlich lohnt sich die Beschäftigung mit der eigenen Schulverpflegung auch aus anderen Gründen: Soziale und wirtschaftliche Aspekte oder konkret die Themen Globalisierung und Fair Trade bieten ideale Anknüpfungspunkte.

Beispiele aus der Praxis:

Schülerfirmen gründen: Dann geht’s lecker zu

Noch viel mehr Möglichkeiten zur Gestaltung der Schulverpflegung bieten Schülerfirmen. Hier können die Schülerinnen und Schüler fächerübergreifend Aspekte der Wirtschaftslehre, der Mathematik, aus Biologie und Ernährungsbildung mit allen Sinnen begreifen. Und das im Team.

Beispiele aus der Praxis:

Kochen für die Schulgemeinde: Sinnvoll und lehrreich

Besitzt eine Schule eine große Küche, eröffnen sich weitere spannende Ansatzpunkte. Im Folgenden finden Sie drei Beispiele aus Förderschulen, in denen Schülerinnen und Schüler das Mittagessen für die gesamte Schulgemeinde kochen. Selbstbestimmter geht es nicht.

Beispiele aus der Praxis:

Systemisch denken: Schulleitung und Caterer ins Boot holen

Besonders erfolgversprechend sind ganzheitliche Ansätze. Je mehr Beteiligte an demselben Strang ziehen, desto besser. Im folgenden finden Sie vier ganz unterschiedliche Projekte. Im ersten Beispiel schrieb die Schulleitung das Thema Ernährung ins Schulprofil. Beim zweiten Projekt sorgte eine Abokiste dafür, dass Schülerinnen und Schüler kreative Einsatzmöglichkeiten finden mussten. Bei den anderen Beispielen waren und werden auch die Schul-Caterer und die lokale Landwirtschaft beteiligt. Insbesondere Caterer besitzen eine Schlüsselrolle, sofern sie sich als Teil der Ernährungsbildung verstehen. Karin Ehrle-Horst von der Berliner Senatsverwaltung etwa ist der Ansicht: „Die Caterer sind von ihrer Struktur her prädestiniert, Veränderungen nach vorne zu bringen.“ Ganz einfach sei das aber nicht, denn Caterer haben zahlreiche Zwänge, die es mitzudenken gelte. 

Beispiele aus der Praxis:

Fazit: Trotz kleiner Schritte das große Ziel nicht aus den Augen verlieren

Es gibt viele Möglichkeiten, um Ernährungsbildung mit Schulverpflegung zu verzahnen. Kleine Aktionen und Projekte machen Sinn, um den Ball ins Rollen zu bringen. Selbst wenn dies keine dauerhafte Veränderung bringen sollte, üben Schülerinnen und Schüler dabei, sich gemeinsam zu engagieren. Das stärkt ihre Selbstwirksamkeit und erweitert ihre Gestaltungskompetenzen. 

Damit Schule doppelt profitiert und die Schülerinnen und Schüler zusätzlich ein ausgewogeneres und nachhaltigeres Essen bekommen, braucht es einen systemischen Ansatz und dauerhafte Strukturen. Das Bundeszentrum Kita- und Schulverpflegung empfiehlt beispielsweise die Gründung eines Verpflegungsausschusses und die Benennung eines Verpflegungsbeauftragten. Weitere Infos zur Qualitätsentwicklung in der Schulverpflegung auf der Website des Bundeszentrum Kita- und Schulverpflegung

Weitere Unterstützungsangebote für Schulen und Lehrkräfte

Kostenfreie Fortbildung zur "Schul-AG Klimagesunde Mensa"

Zu dem in diesem Artikel vorgestellten Lernangebot „Schul-AG: Klimagesunde Mensa“ (siehe zum Beispiel Aktionsbaustein „Tellerreste-Challenge“) bietet die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Niedersachsen auch eine (Online-)Fortbildung für Lehrkräfte an. 

Brettspiel und Zukunftswerkstatt "Vision Mensa"

Das Brettspiel nutzt den Gamification-Ansatz, um Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 für Veränderungen in der eigenen Mensa zu motivieren. Es unterstützt einen Perspektivwechsel, den es auch für die sich anschließende Zukunftswerkstatt braucht. Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Sachsen hat zur Moderation der Zukunftswerkstatt eine Handreichung entwickelt und bietet das Brettspiel zum Verleih an.

Erfahrungskatalog “Mensa als Lernort” (externer Link, 3,6 MB, 123 Seiten, nicht barrierefreie PDF-Datei) 

Die Broschüre liefert Unterrichts- und Projektvorschläge, um den Essalltag in Schulen mit der Bildung zu verknüpfen.
Kostenloser Download beim Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg.

Schulkiosk: So kann es gehen

Impulse für gelebte Partizipation, praktische Umsetzungsvorschläge und Rezepte für den Schulkiosk bietet die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung NRW.

Leitfaden “Schüler kochen für Schüler” (externer Link, 623 KB, 11 Seiten, nicht barrierefreie PDF-Datei)

Im kostenlosen Download des Landeszentrums für Ernährung Baden-Württemberg erhalten Schulen Hintergrundinformationen sowie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Unterstützung durch Ernährungsfachkraft

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen bietet eine besondere Unterstützung für niedersächsische Schulen: Wer sich mit einer konkreten Verbesserungsidee bewirbt, den unterstützt eine Ernährungsfachkraft aktiv bei der Umsetzung. Schulen außerhalb von Niedersachsen erhalten in der Rubrik „Das haben wir geschafft“ realistische Ideen. 


Weitere Materialien beim BLE-Medienservice

  • Produktbild: Die Schulfestfirma. Öffnet die Seite zum bestellen.
    © www.ble-medienservice.de

    Die Schulfestfirma

    Das Unterrichtsmaterial verknüpft in einem Unterrichtsprojekt "Schulfest" Themen aus der Ernährungs- und Verbraucherbildung mit wirtschaftlichen Aspekten. Eigenverantwortliches Lernen und Arbeiten im Unterricht nach dem Modell der vollständigen Handlung ermöglicht den Schülern, berufliche Handlungskompetenz aufzubauen. > Dieses Medium wird nicht mehr aktualisiert. Sie können es jedoch ohne Gewähr auf Aktualität weiterhin nutzen.

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  • Produktbild: Unser Restaurant-Tisch. Öffnet die Seite zum bestellen.
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    Unser Restaurant-Tisch

    Wie wäre es, in der Schulmensa mal wie im Restaurant bedient zu werden? Der Flyer zeigt, wie Schüler*innen diese Idee umsetzen und ausgewählten Mitschüler*innen das Essen in besonderer Atmosphäre servieren können.

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