- 2019 hat die EAT-Lancet-Kommission eine Strategie für Landwirtschaft und Ernährung erarbeitet, die die Gesundheit des Menschen und der Erde gleichermaßen schützen soll.
- Perfekt für alle, die flexitarisch essen: Damit die Grenzen des Planeten eingehalten werden, müsste der Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen ungefähr verdoppelt werden, der Verzehr von Fleisch und Zucker dagegen halbiert.
- Neben der veränderten Ernährungsweise müssten die Lebensmittelproduktion verbessert und Lebensmittelabfälle stark reduziert werden.
- Der Report zeigt, dass es machbar ist, bis zum Jahr 2050 etwa 10 Milliarden Menschen auf der Erde gesund zu ernähren, ohne den Planeten zu zerstören.
- Das im Oktober 2025 veröffentlichte Update der neuen EAT-Lancet-Kommission unterstreicht die Erkenntnisse und Empfehlungen aus dem ersten Bericht, legt den Fokus aber auch auf die soziale Gerechtigkeit und die politische Machbarkeit einer globalen Ernährungswende.
Gesunde Menschen, gesunder Planet
Um alle Menschen dieser Erde bis zum Jahr 2050 nachhaltig und gesund zu ernähren, ist eine grundlegende Veränderung unserer Landwirtschaft und Ernährungsweise nötig. Das zeigte der im Januar 2019 veröffentlichter Report der EAT-Lancet-Kommission. Ihr gehörten 37 Personen aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen und 16 Ländern an, darunter Klimaforschende und Fachleute der Ernährungswissenschaften. Das Ziel der Forschenden war es, eine wissenschaftliche Grundlage für einen Wandel des globalen Ernährungssystems zu schaffen.
Herausgekommen ist dabei auch die Planetary Health Diet, ein Speiseplan, der die Gesundheit des Menschen und des Planeten gleichermaßen schützen könnte. Die Planetary Health Diet liefert einen allgemeingültigen Referenzrahmen für eine gesunde und umweltgerechte Ernährungsweise. Dieser wurde durch neue Analysen im Bericht von 2025 weitestgehend bestätigt, und nur an wenigen Stellen leicht angepasst, da regionale Ernährungsmuster und Versorgungsdaten berücksichtigt wurden. So können die Ernährungsempfehlungen auf der ganzen Welt noch flexibler umgesetzt werden.
Der Speiseplan für die Zukunft
Zustande gekommen ist die Planetary Health Diet durch umfassende Literaturrecherchen, anerkannte Ernährungsempfehlungen und Ergebnisse der Gesundheitsforschung. Die daraus abgeleitete Ernährungsweise besteht größtenteils aus Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und ungesättigten Fetten. Ergänzt wird der Speiseplan durch moderate Mengen an Fisch und Meeresfrüchten sowie Geflügel, während beispielsweise stärkereiche Gemüsearten wie Kartoffeln und Maniok, Milchprodukte, rotes Fleisch, Zucker und gesättigte Fette keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen sollen.
In der Planetary Health Diet sind für viele Lebensmittel umwelt- und gesundheitsverträgliche Spannen (in Klammern) angegeben, um die Ernährungsempfehlungen flexibel und für jeden Menschen umsetzbar zu halten – für alle Ernährungsstile, kulturellen Traditionen und individuellen Vorlieben. Trotzdem ist das Ganze ein Modell.
Das kommt auf den Teller
In den Ernährungsempfehlungen der Planetary Health Diet sind die Lebensmittelmengen in Gramm pro Tag angegeben. Das ist vielleicht etwas abstrakt – zum Beispiel, wenn es täglich 15 Gramm Ei sein sollen. Sie möchten wissen, wie das in der Praxis aussehen könnte? Per Klick auf die Überschriften können Sie sich anschauen, was im Laufe einer Woche auf den Teller kommen könnte.

Ein wichtiger Bestandteil jeder Mahlzeit ist Gemüse. Insgesamt 300 Gramm pro Tag sollen es im Durchschnitt sein. Die EAT-Lancet-Kommission empfiehlt, davon je 100 Gramm als rotes und grünes Gemüse zu essen.

Die 210 Gramm Vollkornprodukte pro Tag könnten zu einem Teil als Vollkornnudeln auf den Tisch kommen. Statt Hackfleisch liefern in dieser Bolognese-Sauce Linsen wertvolles Eiweiß. 75 (0 bis 150) Gramm Hülsenfrüchte täglich empfiehlt die EAT-Lancet-Kommission.

Wer am liebsten jeden Tag ein Frühstücksei isst, wird sich sehr einschränken müssen: Ein Ei pro Woche soll gemäß „Planetary Health Diet“ ausreichen. Mit der angegebenen Spannbreite (bis zu 25 Gramm Ei pro Tag) können es auch zwei Eier pro Woche sein.

Ein Fischfilet von gut 200 Gramm steht durchschnittlich jedem Erdbewohner pro Woche zu. Mit den gesundheits- und umweltgerechten Schwankungen kann es auch mehr sein, wenn dafür bei anderen tierischen Eiweißlieferanten gespart wird.

Ein Hähnchenbrustfilet ist zum Beispiel die Menge an Geflügelfleisch, die jeder Mensch durchschnittlich pro Woche im Rahmen der „Planetary Health Diet“ essen dürfte.

Auch das allseits beliebte Käsebrot ist möglich: Pro Tag sind 250 Milliliter Vollmilch oder aus dieser Menge hergestellte Milchprodukte vorgesehen, das entspricht zum Beispiel einer kleinen Scheibe Käse.

Nüsse sollten in Zukunft eine größere Rolle in unserer täglichen Ernährung spielen. 50 Gramm pro Person passen zum Beispiel gut in einen Salat. Und der Apfel dazu kann je nach Größe schon fast die täglich empfohlene Menge an Obst decken.

Hart für Fleischfans: Ein Rindersteak von 210 Gramm pro Woche ist bereits die Menge, die laut der EAT-Lancet-Kommission möglichst nicht überschritten werden sollte.
Sieht man genau hin, passt der Speiseplan perfekt für Menschen, die flexitarisch – also nur ab und zu Fleisch – essen.
Nachhaltige Lebensmittelerzeugung der Zukunft
Parallel zu den Empfehlungen der Planetary Health Diet als Referenzrahmen für eine ausgewogene und umweltgerechte Ernährung formulierte die EAT-Lancet-Kommission in ihrem Bericht wissenschaftliche Ziele, um die empfohlenen Lebensmittelmengen innerhalb der planetaren Grenzen produzieren zu können. Die notwendigen Veränderungen fasste Professor Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Co-Leiter der EAT-Lancet-Kommission 2019 folgendermaßen zusammen:
“Unsere Definition von nachhaltiger Lebensmittelproduktion setzt voraus, dass wir die Landnutzung nicht ausweiten, dass wir die existierende biologische Vielfalt erhalten, den Wasserverbrauch reduzieren und verantwortungsvoll mit Wasser umgehen, die Schadstoffbelastungen durch Stickstoff und Phosphor erheblich einschränken, die CO2-Emissionen auf null senken und keine weitere Zunahme der Emissionen von Methan und Stickoxiden verursachen. Es gibt zwar kein Wundermittel, um schädliche Produktionspraktiken zu bekämpfen, aber indem ein sicherer Bereich für Ernährungssysteme definiert wird, kann eine Ernährungsweise identifiziert werden, die die menschliche Gesundheit und die ökologische Nachhaltigkeit fördert."
In ihrem aktuellen Bericht betont die EAT-Lancet-Kommission zudem, dass eine Transformation der Ernährungssysteme gebündelte politische Maßnahmen erfordert, etwa Subventionen für Obst und Gemüse in Kombination mit Abgaben auf ungesunde Lebensmittel. Außerdem seien stärkere soziale Sicherungssysteme nötig, um einen gerechten Wandel zu ermöglichen.
„Der Bericht liefert die bislang klarste Orientierung dafür, wie sich eine wachsende Weltbevölkerung ernähren lässt, ohne den sicheren Handlungsraum der Erde, wie ihn die planetaren Grenzen definieren, zu überschreiten“, sagte Johan Rockström im Oktober 2025. Und: „Unsere Ernährungsgewohnheiten können Leben retten, Emissionen drastisch verringern, den Verlust der Biodiversität bremsen und zu mehr Gerechtigkeit beitragen. Der Report liefert globale Leitplanken für Ernährungssysteme – einen Referenzpunkt, an dem Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam ansetzen können. Die Fakten sind eindeutig: Eine Transformation der Ernährungssysteme ist nicht nur möglich, sondern unverzichtbar für eine sichere, gerechte und nachhaltige Zukunft.“
Fünf Strategien für die globale Ernährungswende
Während der EAT-Lancet-Report von 2019 fünf übergeordnete Strategien enthielt, wie eine nachhaltige Ernährungswende gelingen könnte, formuliert die neue Kommission im Bericht von 2025 acht Lösungsfelder, die auch soziale und politische Dimensionen miteinbeziehen. Mit einem ganzheitlichen Blick auf das Ernährungssystem richtet sich die Aufmerksamkeit auch auf Themen wie Arbeitsbedingungen, Machtverteilung, kulturelle Vielfalt und regionale Anpassung.
1. Traditionelle gesunde Ernährungsweisen bewahren und fördern
2. Ernährungsumgebungen schaffen, die gesunde und nachhaltige Lebensmittel zugänglich und erschwinglich machen
3. Nachhaltige Produktionspraktiken umsetzen
4. Umwandlung intakter Ökosysteme in landwirtschaftliche Flächen stoppen
5. Lebensmittelverluste und -abfälle reduzieren
6. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen im gesamten Ernährungssystem sichern
7. Am Ernährungssystem Beteiligten die Möglichkeit geben, die Ernährungswende mitzugestalten
8. Gesellschaftlich ausgegrenzte Gruppen wahrnehmen und schützen
Zu den acht Lösungen liefert die EAT-Lancet-Kommission 23 Aktionen mit der Absicht, die neuen Handlungsempfehlungen deutlich konkreter zu formulieren und miteinander zu verzahnen.
Der EAT-Lancet-Report 2025
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Mehr Informationen
Im Video fasst Johan Rockström, Co-Vorsitzender der EAT-Lancet-Kommission und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), die Erkenntnisse des neuen Reports zusammen und betont ihre Bedeutung für eine sichere, gerechte und nachhaltige Zukunft.
Mehr Informationen zu den Berichten der EAT-Lancet-Kommission
Auf ihrer Website bietet die EAT-Lancet-Kommission eine Zusammenfassung ihres Reports von 2019 an, in der die Ergebnisse anschaulich dargestellt werden (in englischer Sprache): 2019 EAT-Lancet Commission Summary Report. Dort finden Sie auch Informationen zum aktuellen Bericht.
Auf der Website der Zeitschrift „The Lancet“ können Sie die beiden EAT-Lancet-Reports (in englischer Sprache) nach kostenloser Registrierung als PDF herunterladen:
Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems” (2019)
„The EAT–Lancet Commission on healthy, sustainable, and just food systems“ (2025)