Solidarische Landwirtschaft

Gemeinsam für eine vielfältige, regionale Landwirtschaft

Solawi-Mitglieder und ein Gärtner stehen auf einem Feld. © Netzwerk Solidarische Landwirtschaft
  • Bei einer Solidarischen Landwirtschaft tun sich Bürgerinnen und Bürger mit Gärtnerinnen und Gärtnern zusammen.
  • Die Mitglieder ermöglichen mit ihren Beiträgen eine Landwirtschaft, die enkeltauglich, fair und vielfältig ist.
  • Die Gärtnerinnen und Gärtner versorgen die Gemeinschaft mit Lebensmitteln.
  • Viele Höfe sind Lern- und Erfahrungsorten, die zeigen: Eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur ist möglich.
  • Die Zahl der solidarischen Wirtschaftsgemeinschaften in Deutschland wächst.

Das Solawi-Prinzip

Die Idee einer Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) ist einfach: Verbraucherinnen und Verbraucher und landwirtschaftliche Betriebe tun sich zusammen. Die Gärtnerinnen und Gärtner versorgen die Gemeinschaft mit Lebensmitteln. Die Mitglieder ermöglichen mit ihren Beiträgen, dass die Gärtnerinnen und Gärtner nachhaltig arbeiten können und fair bezahlt werden. Finanziert wird in der Regel ein ganzes Wirtschaftsjahr, damit die Betriebe sicher planen können. So übernehmen alle Beteiligten gemeinsam die Verantwortung für eine zukunftsfähige landwirtschaftliche Produktion. 

Gemeinsam in Richtung Nachhaltigkeit

Die Pflege vielfältiger Kulturen und des Bodens braucht Arbeitskräfte und die werden am höchsten besteuert. Ökologische Leistungen für den Erhalt von Grundwasser, Klima oder Vielfalt hingegen werden viel zu wenig honoriert. Diesen Systemfehler können Solawis bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Die Basis der Zusammenarbeit ist in der Regel ein Selbstverständnis. Darin einigen sich alle Beteiligten auf Ziele und Grundprinzipien, zum Beispiel, dass Bodenaufbau und Vielfalt wichtiger sind als hohe Erträge. Solche Ziele lassen sich nur verwirklichen, wenn alle an einem Strang ziehen. Die Idee einer fairen und kooperativen Landwirtschaft verbreitet sich. Gab es im Jahr 2013 gerade einmal 30 Solawis, waren es laut Netzwerk Solidarische Landwirtschaft im Jahr 2025 gut 500. 

Fairness und Innovationen auf dem Feld

Auf dem Feld gilt ebenfalls das Solidarprinzip: Wer kann, hilft mit. Und wer Felder und Pflanzen kennt, und auch mal mit Hand anlegt beim Ernten oder Jäten, bekommt ein anderes Gefühl für den Wert der Lebensmittel. Zur Kartoffel- oder Kürbisernte dürfen auch mal Schulkinder mit aufs Feld. Diese Erlebnisse sind für Groß und Klein unvergesslich. Kein Wunder, dass die Zahl der Solawi-Fans wächst. 

Die Mitglieder der Solawi unterstützen mit ihren Beiträgen mehr als die Gemüseproduktion. Sie ermöglichen zum Beispiel innovative Formen der Kompostwirtschaft, den Bau von Erdmieten oder Photovoltaikanlagen für Kühlräume. Und sie engagieren sich bei der Kommunikation und der Mitgliederverwaltung. So werden Solawis zum Experimentier- und Erlebnisraum für eine kooperative und enkeltaugliche Landwirtschaft. 

Solidarische Finanzierung

Viele Solawis beschäftigen sich intensiv mit Fragen zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft. Den meisten Gemeinschaften ist auch wichtig, dass Menschen aus allen Einkommensschichten teilnehmen können. Manche Solawis führen daher ein solidarisches Bieterverfahren durch, nach dem Motto “Gerecht ist, wenn jede Person das beiträgt, was sie ermöglich kann". Das bedeutet:  Einmal im Jahr kommen alle Kosten auf den Tisch. Das können schon mal 200.000 Euro sein bei einem Betrieb, der über 200 Haushalte versorgt. Dann gibt jedes Mitglied anonym an, was es beitragen kann. Wenn die Summe nicht zusammenkommt, dann wird eine zweite Beitragsrunde durchgeführt. So können die Monatsbeiträge sehr unterschiedlich sein, genauso wie das Einkommen der Menschen. Wenn das Budget gedeckt ist, dann ist es unerheblich, wer was bezahlt. 

Andere Betriebe arbeiten mit festgelegten, gestaffelten Jahresbeiträgen. Bei einer gemüsebetonten Versorgung liegt der Durchschnittsbeitrag zwischen 60 bis 110 Euro pro Monat, je nach Vielfalt und Größe der Ernteeinheiten. Bei einer Vollversorgung mit Gemüse, Brot, Milchprodukten und Fleisch sind es eher 200 Euro oder mehr. 

Vielseitiges Lebensmittelangebot

Welche Lebensmittel in einer Solawi erzeugt werden, hängt davon ab, was der Standort hergibt, wie die Fruchtfolge geplant wird und was die Mitglieder sich wünschen. Die meisten Betriebe arbeiten mit einem ausgeklügelten Konzept. Sie kombinieren verschiedene Gemüsefamilien auf dem Acker. Die Kulturen wechseln dann jedes Jahr ihren Standort, damit der Boden gesund bleibt und sich keine Krankheiten ausbreiten. Im Gemüsebau kommen so über das Jahr verteilt 30 bis 50 Kulturen zusammen. Das können auch alte Gemüsearten wie Postelein, Stielmus oder Schwarzwurzeln sein. In manchen Solawis gibt es auch Nudeln, Brot und tierische Produkte wie Eier, Milch und Fleisch.

Die Vielfalt auf dem Acker hat einen großen Vorteil: Sie ist weniger anfällig für Ernteausfälle. Solawis leisten damit auch einen wichtigen Beitrag zu einer klimaresilienten Landwirtschaft.

Die Verteilung der Lebensmittel

Die gesamte Ernte der Solawi wird auf die Mitglieder aufgeteilt. Manche beliefern ein- bis zweimal wöchentlich zentral gelegene Depots, die für alle Beteiligten gut erreichbar sind.  Das können Marktplätze, Bioläden, private Garagen oder Hinterhöfe sein. Andere arbeiten mit Abholgemeinschaften, die sich die Lebensmittel selbst am Hof abholen. 

Große Betriebe packen für jedes Mitglied eine eigene Gemüsekiste. Andere liefern die Ernte in großen Kisten ins Depot. Die Mitglieder stellen sich dann ihren Ernteanteil selbst zusammen. Dafür erhalten sie jede Woche eine Liste, auf der steht, was es in welcher Menge gibt. Bewährt haben sich auch Tauschkisten. Dort legt man hinein, was man nicht mag und kann sich frei an anderen Produkten bedienen. Einige wenige Solawis verteilen nach dem Bedarfsprinzip. Das heißt, es gibt keine festgelegten Mengenzuteilungen. Die Mitglieder bedienen sich nach ihren Vorlieben. 

Vorsicht: Kochen!

Wer Mitglied in einer Solawi ist, ändert das Ernährungssystem auch in der Küche. Denn der Kühlschrank wird regelmäßig mit frischem Gemüse gefüllt. So wie in den Zeiten, als die meisten Menschen noch eigene Gärten hatten. Gemüse, Salate und Co wollen aber auch verarbeitet oder haltbar gemacht werden. Solawi ist daher genau das Richtige für Menschen die Lust auf kreatives saisonales Kochen haben. Sie eignet sich weniger für Menschen, die keine Zeit zum Kochen haben oder häufig auswärts essen. Sie können auf flexiblere Modelle wie Gemüse-Abokisten zurückgreifen oder mal in ihrer Kantine nachfragen, wie es denn so aussieht mit frischem Bio-Gemüse aus der Region.

Mehr Informationen zu Solawis

Auf der Website ernte-teilen.org finden Sie viele Informationen, Vernetzungsmöglichkeiten und eine Karte, auf der Sie deutschlandweit nach Solawis suchen können. 

Was ist Solidarische Landwirtschaft?

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Mehr Informationen

Erklärfilm vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e. V. Weitere Filme zum Thema hat das Netzwerk in der Mediathek auf seiner Website zusammengestellt.


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