- Jede Schule ist anders, jedes Schulgelände individuell und trotzdem gibt es so gut wie überall die Möglichkeit, ein Gartenprojekt zu beginnen.
- Hier finden Sie konkrete Beispiele von unterschiedlichen Schulen, hilfreiche Links und Tipps für die Umsetzung.
- Dabei gilt: Bleiben Sie realistisch, rechnen Sie mit Rückschlägen und feiern Sie auch kleine Erfolge ausgiebig.
- So kann ein Gartenprojekt die Wertschätzung für Lebensmittel verändern und Partizipation ermöglichen.
Was bringt ein Gartenprojekt?
Ein Schulgartenprojekt bringt mehr als sonnengereifte Tomaten und selbst gezogene Petersilie. Denn Schülerinnen und Schüler erleben dabei, wie aus einer vagen Idee Wirklichkeit wird. Ein essbarer Schulhof macht Projekterfahrung greifbar, Gemüseanbau erlebbar und ermöglicht Unterricht zum Riechen, Schmecken und Anfassen.
Erfolg bedeutet in diesem Fall nicht unbedingt eine große Ernte, sondern ein Projekt gemeinsam umzusetzen und für das Leben zu lernen. Dabei sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Oder hätten Sie gedacht, dass Salat an kahlen Mauern wachsen kann oder sich das Dach einer Brauerei für einen Schulgarten eignet?
Jede Schule ist anders, jedes Schulgelände individuell und trotzdem gibt es so gut wie überall die Möglichkeit ein Gartenprojekt zu beginnen. Ideen gibt es viele.
Ein Gartenprojekt lohnt sich
Egal ob Sie Kräuter auf der Fensterbank ziehen oder in Zusammenarbeit mit örtlichen Unternehmen das Schulgelände umgestalten, jedes Projekt bietet Lernchancen. Schülerinnen und Schüler erfahren, was es bedeutet, selber zu planen, anzupacken und andere mitzureißen. Welche Schritte müssen wir gehen, was schaffen wir selbst und wo finden wir Hilfe? Die Beispiele zeigen, dass es viele Wege zum eigenen Gartenprojekt gibt. Dabei gilt immer: Bleiben Sie realistisch, rechnen Sie mit Rückschlägen und feiern Sie auch kleine Erfolge ausgiebig. So kann ein Gartenprojekt die Wertschätzung für Lebensmittel verändern und jungen Menschen zeigen, dass sie selbst etwas bewirken können.
Auf der Fensterbank
Ganz klein geht auch: Schon eine sonnige Fensterfront im Klassenzimmer oder ein helles Treppenhaus genügen, um ein Projekt umzusetzen.
Ideal für Kinder der 3. und 4. Klassei ist es, GemüseKlasse zu werden. Voraussetzung: genug Zeit, ein sonniges Klassenzimmer und etwas Platz für die Gemüsekästen. Der Verein Acker e.V. stellt die Bausätze für die Kästen, Unterrichtsmaterial und natürlich Saatgut. Die Lehrkraft braucht keinerlei Vorwissen, denn alle Infos liefert das Bildungsprogramm von Acker e.V., zum Beispiel in einem 14-tägigen Newsletter.
Die Alexander-Puschkin-Schule gärtnert auf der Fensterbank. Die Kinder der zweiten und dritten Klassen säen Tomaten, Radieschen, Kartoffeln und Sonnenblumen in verschiedenen Töpfen und Kästen. Dicht an dicht stehen die Töpfe auf der Fensterbank und machen die Räume richtig schön grün. Im ersten Jahr gab es leider keine Ernte, aber sie hoffen auf die neue Saison. Den ganzen Bericht und viele schöne Bilder gibt es auf der Homepage der Alexander-Puschkin-Schule.
Das WWF Schweiz zeigt, wie aus einer PET-Flasche ein Setzlingstopf wird und Kresse in der recycelten Plastikschale wächst. Es wir aber auch exotisch, wenn Kinder aus Zitronen-, Grapefruit- oder Avocadokernen kleine Bäume ziehen.
Töpfe und Kisten auf dem Schulhof
Ein sonniges oder halbschattiges Plätzchen auf dem Schulhof lässt sich für wenige Monate in einen Gemüsegarten verwandeln. Das geht schnell und ist kostengünstig, denn viele Materialien lassen sich gebraucht finden und wiederverwenden. Zum Bepflanzen eignen sich Holzkästen jeder Art, Pflanzsäcke oder Tontöpfe. Letztere stehen in vielen Kellern, sind beim Sperrmüll zu finden oder werden verschenkt. Ein solcher Garten im Topf ist sehr flexibel, braucht allerdings - je nach Größe der Gefäße - etwas mehr Aufmerksamkeit beim Gießen.
Die Vor- und Nachteile verschiedener Materialien und hilfreiche Tipps stellt die Barbara Gscheider auf ihrer Website Erntefibel vor. Zum Thema Gemüse und Kräuter im (Balkon-)Kasten finden Sie viele Informationen beim Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL).
Hoch hinaus – vertikal gärtnern
Ein heller Ort auf dem Schulhof ist gefunden, aber er ist (zu) klein? Macht nichts - mit ein bisschen Zeit und Kreativität lassen sich sogar kleine Flächen und kahle Mauern für ein Gartenprojekt nutzen. Zum Beispiel mit Pflanztaschen, die an der Wand befestigt werden, oder durch einen Gemüseturm.
Anja Fiedler von “Stadt macht satt” zeigt, wie auf kleinem Raum und mit kleinem Budget Gemüse wachsen kann. Die Gemüsetürme gehören zu ihrem Kunstprojekt, dass sie seit 2010 in Berlin umsetzt. Dafür begrünt sie auch kahle (Baustellen-)Mauern. So zeigt sie Kindern und Erwachsenen, wie sie einfach und selbstwirksam etwas Gutes für sich und die Zukunft tun können Bei Stadt macht satt gibt es verschiedene Bauanleitungen und ein tolles Youtube-Video.
Die Sophie-Scholl-Schule hat verschiedene Ideen umgesetzt. Darunter ein kleines, aber richtig kreatives Kräuterprojekt, das den kahlen Zaun verschönert. Schülerinnen und Schüler zogen Kapuzinerkresse und Petersilie vor, sammelten leere Tetrapaks und bepflanzten diese. Mit ein bisschen Draht wurden die Tetrapaks schließlich am Zaun befestigt. Informationen und Eindrücke dazu gibt es auf dieser Webseite der Sophie-Scholl-Schule
Hochbeete für den Schulhof
Hochbeete sind eine kreative Möglichkeit ein Gartenprojekt ohne echten Schulgarten ins Leben zu rufen. Sie lassen sich auch auf versiegelten Flächen aufstellen und bieten verschiedenen Gemüsearten Platz. Einen Überblick über die Vorteile eines Hochbeets, Tipps zum Bau oder Kauf, zum Standort und Befüllen bietet das BZL im Artikel Gemüseanbau im Hochbeet.
Hochbeete gibt es bereits fertig zu kaufen. Wer Zeit hat und sich das zutraut, kann mit einfachen Mitteln ein Hochbeet selber bauen. Anregungen dazu gibt es im Artikel der Stadt Köln “Das Schulgarten-Hochbeet”. Unterstützung gibt es auf verschiedenen Ebenen: Initiativen, Vereine und manche Kommunen fördern Gartenprojekte mit Geld, Material und/oder tatkräftiger Hilfe (s. Bilderslider). Auch Unternehmen und verschiedene Stiftungen bieten Unterstützung an. Oft lohnt es sich, im direkten Umfeld zu fragen. Über den schmalen Grat zwischen sinnvoller Kooperation und Lobbyismus informiert der Verbraucherzentrale Bundesverband.
Die Flachslandschule hat sich für ihr Gartenprojekt Profis dazugeholt: Die Ackerhelden bringen Hochbete in Schulen oder stellen eine Gartenfläche zur Verfügung. Fotos und Infos zum Projekt gibt es auf der Schul-Website der Flachslandschule. Finanziert wird das Ganze aus Fördergeldern und Spenden. Im Jahr 2021 wurden so 75 Hochbeete finanziert. Auf der Seite ackerheldenmachenschule gibt es Infos für Kitas und Schulen, die gerne Ackerhelden werden möchten.
An der Marienschule in Steinfurt gab es eigentlich keinen Platz für Hochbeete. Deshalb wurde der Pastor gefragt, ob er eine Lösung wisse. Und siehe da, der hatte eine Idee: Im Garten des Pastors fanden die Hochbeete einer Stiftung Platz. Beim Aufbau und dem Befplanzen gab es ehrenamtliche Hilfe von einem Gärtner aus der Umgebung. Bilder und Eindrücke des Projekts gibt es auf dieser Webseite der Marienschule.
Ebenfalls die Unterstützung einer Stiftung haben sich die Bischof-Ullrich-Grundschule und die Schule an der Friedenstraße in Illertissen gesichert. An der Bischof-Ullrich-Grundschule kümmert sich eine vierte Klasse um den Schulgarten, der mit Unterstützung der BayWa-Stiftung angelegt wurde. In der Schule an der Friedenstraße sind die Beete ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Klassen. Wie der Schulgarten aussieht, sehen Sie auf dieser Webseite der Bischof-Ullrich-Grundschule.
Eine Schule im bayrischen Poing hat sich regionale Unterstützung für ihr Gartenprojekt gesichert. Neben dem Elternbeirat und dem Förderverein gab es eine großzügige Spende einer ortsansässigen Gärtnerei, um den Schulgarten auf dem neuen Schulgelände zu gestalten. Der Film “Schulgarten Grundschule Poing an der Karl-Sittler-Straße” zeigt nicht nur die Beete, sondern auch den Spaß, den die Kinder beim Verarbeiten der Ernte haben. Bilder zum Projekt gibt es auf dieser Webseite der Grundschule Poing.
Eine Schule hat das Aufstellen des Hochbeets zum Ferienprojekt gemacht. Das zeigen anschauliche Bilder auf der Schulwebsite der Waldschule Herten. Nach dem Befüllen und Pflanzen kam die Pflege. Die Kinder aus der Waldschule haben durchgehalten und hatten sogar eine kleine Ernte.
Eigener Schulgarten
Wer auf dem Schulgelände genug Platz für einen eigenen Garten hat, der findet in der Broschüre “Lernort Schulgarten” des BZL konkrete Hilfestellungen, um diesen zu realisieren. Darüber hinaus beschreiben die Autoren 50 Projektideen für Schulgärten.
Externer Schulgarten
Wenn es auf dem Schulgelände einfach keine geeignete Stelle gibt oder das Projekt ein bisschen größer sein darf, bieten sich andere Lösungen an. Wie wäre es mit einem Acker zur Miete, der Zusammenarbeit mit der Stadt oder dem örtlichen Ernährungsrat?
Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Fläche und Beratung bei der Einrichtung bietet das Bildungsprogramm GemüseAckerdemie. Am bayerischen Kurt-Huber-Gymnasium wurde sogar ein Stück Schulhof entsiegelt, um einen Acker entstehen zu lassen. Ein Interview mit zwei Schülerinnen gibt es auf der Seite der Gemüseackerdemie
Die GemüseAckerdemie von Acker e.V. ist derzeit auf Schülerinnen und Schüler der 3. bis 6. Klasse ausgelegt. Eine weitere Differenzierung ist aber in Planung. Lehrkräfte brauchen keine Vorbildung, denn Acker e.V. bietet Fortbildungen, Unterrichtsmaterial und weitere Hilfestellungen an.
Ein echtes Stadtteilprojekt ist der Garten auf dem Dach einer Brauerei in St. Pauli. Denn hier haben sich zwei Schulen, der Schulcaterer und eine Brauerei zusammengetan. Green Pauli nennen sie das Projekt stolz. Der Ertrag des 220 m2 großen Gartens wird in der Schulküche verarbeitet. Es reicht zwar nicht zur Selbstversorgung, ist aber ein Beweis, dass sich mit ein bisschen Kreativität an vielen Orten ein Schulgartenprojekt ins Leben rufen lässt. Ein Bericht zum Urban-Farming-Projekt lesen Sie auf dieser Webseite der Grundschule St. Pauli.
Eine besondere Zusammenarbeit gibt es bei der International Primary School in Stollberg. Die Schülerinnen und Schüler dürfen nämlich auf dem Gelände eines Seniorenheims gärtnern. Doch nicht nur das Gelände der Seniorinnen und Senioren ist willkommen. Auch das Wissen und die Unterstützung nehmen die Kinder gerne an. Auf der Website des Seniorenheims finden Sie einen Bericht zum Schulgarten-Projekt.
In Frankfurt kümmert sich der Ernährungsrat um das Thema Schulgarten. Hier entstand ein eigener Garten im Ostpark. in den letzten Jahren wurden in vielen Städten Ernährungsräte gegründet. Einige von ihnen beschäftigen sich auch mit Ernährungsbildung. Der Frankfurter Ernährungsrat kooperiert dabei mit der GemüseAckerdemie. Auf der Website des Ernaehrungsrat Frankfurt finden Sie Informationen zum Stadtschulgarten.
In Berlin gibt es eine lange Tradition für Schulgärten. Die 15 Gartenarbeitsschulen sind seit 100 Jahren fester Bestandteil der Bildungslandschaft. Seit 2016 sind sie sogar im Berliner Schulgesetz verankert. Ein großartiges Beispiel für andere Städte und Gemeinden, wie sie Schulgärten fördern können.
Tipps für Lehrerinnen und Lehrer
Kräuter von der Fensterbank oder ein paar Erdbeerpflanzen auf dem Schulhof machen niemanden satt. Darum geht es aber auch gar nicht! Im Mittelpunkt stehen vielmehr Partizipation und Gemeinschaft: Wie soll unser Pausenhof aussehen? Was macht schöne Ecken aus und wie können wir selbst dazu beitragen? Wenn ein Gartenprojekt Ihre Schülerinnen und Schüler genauso motiviert wie Sie selbst, dann ist das die Gelegenheit, sich gemeinsam zu engagieren.
Wie Schülerinnen und Schüler durch Praxisprojekte für das Leben lernen, erklärt die Stiftung Das macht Schule. Dort erhalten Lehrkräfte Ideen für verschiedenste Praxisprojekte und Unterstützung bei der Umsetzung.
Die kostenlose Broschüre Schulgarten im Unterricht des BZL zeigt, wie vielfältig sich ein Garten in den Unterricht einbinden lässt. Neben Ideen für den Biologieunterricht beschreibt der Autor Verknüpfungen mit den Fächern Mathe, Kunst und Deutsch.
Auch die Schulmaterialien des BZfE verknüpfen den Unterricht mit Gartenaktionen – nicht nur in ernährungs- und haushaltsbezogenen Fächern. Einen Vorschlag zum „Gemüseanbau DIY“ liefert beispielsweise das Unterrichtsmaterial “Gemüsevielfalt entdecken” des BZfE. Dort finden Sie außerdem Rezepte zur Verarbeitung der Ernte.
Gelingensfaktoren für Schulgartenprojekte
- Den richtigen Standort finden! Pflanzen brauchen Platz, Sonne und Wasser zum Wachsen. Ein heller Ort mit Wasseranschluss in der Nähe ist ideal. Ein Abstellplatz für Gartengeräte und die Möglichkeit zum Kompostieren oder Entsorgen der Gartenabfälle sind praktisch.
- Passende Pflanzen wählen! Jede Gemüseart hat ihre Vorlieben. Wer sie beachtet, kann mehr ernten.
- Gemeinsam geht es leichter! Viele Menschen helfen gerne mit, gerade wenn es um Arbeitseinsätze geht. Eltern, Großeltern oder die Bewohnerinnen und Bewohner des benachbarten Seniorenheims haben vielleicht auch an Wochenenden oder in den Ferien Zeit, sich zu kümmern.
- Zuständigkeiten festlegen! Schon bei der Planung sollte feststehen, wer für welchen Projektschritt verantwortlich ist. Die folgende Checkliste hilft, alles festzuhalten: Gemüseanbau DIY
- Gut kommuniziert ist halb geerntet! Schulleitung, Hausmeisterin oder Hausmeister und eventuell der Schulträger sollten im Vorfeld informiert, besser noch an der Planung beteiligt werden.
- An die Jahreszeiten denken! Vorziehen und säen beginnt im Frühjahr. Rasch wachsende Kulturen wie Salat und Radieschen können bald geerntet werden. Tomaten und Zucchini reifen leider oft in den Sommerferien. Danach und im Herbst lassen sich zum Beispiel Spinat und Stangenbohnen ernten. Eine Übersicht über Aussaat- und Pflanzzeiten von Gemüse und Kräutern gibt es im Medienservice der BLE
- Sachspenden sammeln! Im Garten sind viele Dinge nützlich: Gartengeräte, Holzbalken, Steine, aber auch Saatgut, Pflanzen oder Gießkannen.
- Finanzierung klären! Mit Geld geht vieles schneller. Schule und Förderverein, aber auch eine Spendenveranstaltung oder externe Partner können für eine Finanzspritze sorgen. Ideen liefern die in diesem Artikel genannten Beispiele und die BLE-Broschüre Lernort Schulgarten auf Seite 106.