- Hülsenfrüchte sind eine riesige Pflanzenfamilie. Ihr botanischer Name lautet Leguminosen.
- Deutschland importiert sie bisher vorwiegend aus weit entfernten Ländern.
- Die Eiweißpflanzenstrategie soll den Anbau von Sojabohnen, Erbsen, Ackerbohnen und Süßlupinen in Deutschland und Europa fördern.
- Ackerbohnen und Süßlupinen dienen vor allem als Tierfutter, sind aber auch hochwertige, regionale Lebensmittel.
Vielfalt der Hülsenfrüchte

Hülsenfrüchte sind mit 20.000 Arten eine der größten Familien im Pflanzenreich. Botanisch heißen sie Schmetterlingsblütler oder Leguminosen.
Der deutsche Name leitet sich von der Form ihrer Frucht ab: einem zu einer Hülse geformten Blatt, das aufspringt, wenn sie reif ist. Dann gibt die Hülse ihre Samen frei. Zum Beispiel mehrere Bohnensamen oder Erbsen.
Daher stammt auch der Begriff Körnerleguminosen. Bei dieser Untergruppe werden nur die Samen (= Körner) genutzt. Anders ist es bei frischen Gartenbohnen: Hier wird das geschlossene Fruchtblatt mit den Samen darin verzehrt.
Hülsenfrüchte gibt es in unzähligen Sorten und in vielen Gerichte für jeden Geschmack: rund 70 Linsensorten, mehr als 700 Bohnensorten, dazu Erbsen, Kichererbsen und Sojabohnen – ebenfalls in verschiedenen Sorten.
Weltweiter Anbau von Hülsenfrüchten
Hülsenfrüchte haben eine lange Geschichte und sind auf der ganzen Welt beliebt:
- Linsen waren im alten Ägypten Grundnahrungsmittel. Heute baut man sie besonders in Indien an, dort gibt es rund fünfzig Sorten. Weitere Anbauländer sind Kanada, Australien und die Türkei. Deutsche Linsen kommen von der Schwäbischen Alb oder aus Franken.
- Sojabohnen stammen aus China und gelangten 1829 nach Amerika. Ihr Anbau ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Sie dienen vor allem als Tierfutter, weil sie viel Eiweiß enthalten. Besonders in Brasilien werden bis heute große Waldflächen abgeholzt, um Soja anzubauen. Mehr als zwei Drittel aller Sojabohnen stammen heute aus den USA und Brasilien. Sojabohnen für Lebensmittel gibt es zunehmend aus Europa.
Kichererbsen gab es schon vor 10.000 Jahren in Asien. Der Name hat nichts mit Kichern wie Lachen zu tun. Er stammt von den Römern: „Cicer“ ist das lateinische Wort für rund. Kichererbsen kommen meist aus Indien, aber auch aus der Türkei und Äthiopien.
Der Anbau von Hülsenfrüchten hat viele Vorteile
Hülsenfrüchte sind nicht nur wichtige Futterpflanzen und Lebensmittel, sie verbessern auch die Fruchtbarkeit des Bodens. Das liegt an den Knöllchenbakterien, die an den Wurzeln von Erbsen, Bohnen oder Linsen leben. Die kugeligen Bakterien sind ein Wunder der Natur. Sie binden den Stickstoff aus der Luft und geben ihn an die Pflanzen weiter. So benötigen diese keinen zusätzlichen Stickstoffdünger, um gut zu wachsen.
Da die Knöllchenbakterien mehr Stickstoff einsammeln als die Pflanzen brauchen, speichert der Boden den Rest. Den Stickstoff können dann andere Pflanzen nutzen, die im nächsten Jahr auf demselben Feld wachsen – zum Beispiel Getreide.
Ergänzen Hülsenfrüchte die Fruchtfolge von Getreide, Mais oder Raps, hat das noch weitere Vorteile. Sie lockern den Boden, vermehren den fruchtbaren Humus und schützen vor Unkräutern und Pflanzenkrankheiten.
Warum sind Hülsenfrüchte gut für den Boden?
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Eine Chance für die deutsche Landwirtschaft
Heute importieren wir die meisten Hülsenfrüchte von weit her. Das möchte die Politik mit der Eiweißpflanzenstrategie ändern. Es sollen mehr Hülsenfrüchte in Europa erzeugt werden – so, wie es noch in den 1960er Jahren üblich war. Denn Hülsenfrüchte sind eine wertvolle pflanzliche Eiweißquelle und Alternative zu Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln. Auch aus ökologischer Sicht ist ihr Anbau sinnvoll.
Landwirtschaftliche Betriebe erhalten daher Geld und andere Hilfen, um mehr Sojabohnen, Körnererbsen, Ackerbohnen und Süßlupinen anzubauen. Diese Arten haben bei uns entweder eine lange Tradition wie Ackerbohnen, oder sie wachsen wie Sojabohnen jetzt neu bei uns.
In Deutschland werden Jahr für Jahr mehr Erbsen erzeugt. Um den Anbau aller vier Arten in ganz Europa voranzubringen und darüber zu informieren, gibt es die Kampagne Die vier von hier.
Frische grüne Bohnen und Erbsen als Gemüse
Wenn von Hülsenfrüchten die Rede ist, meinen wir oft getrocknete Bohnen, Erbsen oder Linsen. Zur gleichen Familie gehören frische Bohnen oder Erbsen. Die werden teilweise schon in frühen Reifestadien geerntet, und wir essen sie als frisches Gemüse – zum Teil mit ihren Hüllen, zum Teil die ausgepalten Samenkörner.
Beliebte Beispiele sind Buschbohnen, Stangenbohnen oder Zuckerschoten. Gartenerbsen, Markerbsen oder Dicke Bohnen sind frische Hülsenfrüchte, die wir ohne Schote essen.
Anbau und Ernte von Erbsen
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Wissenswertes zum Anbau von Hülsenfrüchten
Frische grüne Gartenbohnen wie Buschbohnen oder Stangenbohnen sind ein beliebtes deutsches Sommergemüse. Es gibt sie von Juni bis Mitte Oktober aus dem Freiland. Manchmal kommen sie auch aus dem Gewächshaus. Stangenbohnen wachsen an einer Schnur nach oben. Alle Bohnen brauchen ein warmes, aber nicht zu heißes und trockenes Klima. Weiße Bohnen sind die getrockneten Samen der voll ausgereiften Gartenbohnen. Sie werden in großem Stil in den USA, Südamerika, Afrika und Asien angebaut. Manchmal stammen sie auch aus Österreich oder Italien. Das gilt genauso für rote Kidneybohnen.
Sojabohnen brauchen viel Wärme zum Wachsen. Deshalb konnten sie lange nicht in Deutschland angebaut werden. Seit 2015 steigt die Anbaufläche. Das liegt an den steigenden Temperaturen durch den Klimawandel. Auch neue kälteresistente und frühreifende Sorten tragen dazu bei. Sojabohnen brauchen allerdings ausreichend Wasser während der Blüte und im Sommer. Gut drei Viertel der Flächen sind in Baden-Württemberg und Bayern. Doch auch in nördlichen Bundesländern geht der Anbau voran. Dennoch stammen aktuell erst drei Prozent der Sojabohnen aus Deutschland. Der Großteil kommt aus den USA und Südamerika. Die meisten dieser Importe dienen als Tierfutter. Sojabohnen als Lebensmittel kommen überwiegend aus Europa, zum Beispiel aus Italien, Frankreich oder Österreich. Oft gibt es sie aus ökologischer Erzeugung.
Ackerbohnen spielen weltweit bisher keine große Rolle. Deutschland ist aber eines der wichtigsten Anbauländer hinter Großbritannien und Australien. Die Anbaufläche bei uns hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Die deutschen Hauptanbaugebiete sind Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Ackerbohnen brauchen viel Wasser und vertragen keine Trockenheit während der Blüte. Bisher dienen Ackerbohnen fast nur als Tierfutter. Sie sind aber eine nährstoffreiche Abwechslung zu anderen Hülsenfrüchten auf unserem Teller.
Gartenerbsen oder Markerbsen werden grün, also unreif, geerntet. Im Sommer sind frische Erbsen mit Hülse manchmal auf dem Markt als Gemüse erhältlich. Erbsen brauchen trockene Sommer, um gut auszureifen. In Deutschland werden Gartenerbsen zum Beispiel in Sachsen-Anhalt angebaut. Körnererbsen dienen meist als Tierfutter. Wir importieren sie aus Kanada oder China. Spricht man von Körnererbsen als Lebensmittel, sind das die voll ausgereiften und getrockneten Samen. Sie brauchen im Anbau ausreichend Wasser, verkraften aber kurze Trockenperioden. Ein Viertel der deutschen Anbaufläche liegt in Mecklenburg-Vorpommern. Ein weiteres wichtiges Anbaugebiet ist Sachsen-Anhalt.
Die meisten Kichererbsen importieren wir aus Indien, Australien und der Türkei. Kichererbsen mögen es warm und brauchen nicht viel Wasser. Steigende Temperaturen und trockene Sommer machen die Kichererbse heute für Deutschland interessant. Diese Bedingungen gibt es in der Rheinebene, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. In nassen Sommern fällt die Ernte schlechter aus. Bei uns werden Kichererbsen nur als Lebensmittel angebaut. Da die Nachfrage sehr groß ist, liegt unser Selbstversorgungsgrad bislang hier nur im einstelligen Prozentbereich.
Linsen wurden über lange Zeit traditionell auf der kargen Schwäbischen Alb angebaut. Nach dem zweiten Weltkrieg hörte der Linsenanbau fast auf. Das lag an der aufwendigen Ernte und Verarbeitung sowie den geringen Erträgen. Die dünnen Stängel der Linsen brauchen andere Pflanzen als Stütze. Und in jeder Schote stecken nur zwei Früchte. Heute importieren wir Linsen meist aus Kanada, Indien, Australien und der Türkei. Dort werden sie im großen Stil angebaut. In Deutschland setzen vor allem Bio-Betriebe auf Linsen, zum Beispiel in Regionen wie der Schwäbischen Alb und in Franken.
Süßlupinen sind wichtiges Tierfutter. Sie werden viel in Australien und Polen angebaut. Bisher kennen sie nur wenige Menschen als Lebensmittel. Das soll sich ändern. Schon heute gibt es beispielsweise Lupinenschrot, Lupinenkerne als Konserve und Brotaufstriche oder veganes Schnitzel aus Lupinen. Auch der Anbau in Deutschland soll zunehmen. Dabei helfen neue Sorten der weißen Süßlupine. Sie sind weniger anfällig gegen Pilzkrankheiten. Gute Erträge verspricht die Sorte blaue Süßlupine. Die größten Anbauflächen der Süßlupine befinden sich in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Rund vierzig Prozent dieser Flächen sind ökologisch betrieben.