Steckbrief
- Sekundarstufe ab Klasse 8, Berufsschule, Projekte und außerschulisches Lernen
- Zeitbedarf: zwei Doppelstunden
- 4 Arbeitsblätter mit Lösungsvorschlägen
- 9 Materialkarten mit Hintergrundinformationen, Werbeaussagen, Produktabbildungen…
- Extra: Mystery-Auftrag „Lena und Paul”
- Infos für Lehrende mit Unterrichtsverlauf
- vom Materialkompass des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen mit „sehr gut“ ausgezeichnet
Ziel: Die Schülerinnen und Schüler können High-Protein-Produkte hinsichtlich Nährwert, Kosten und mit Blick auf eine zukunftsfähige Ernährung einordnen.
High-Protein-Produkte: teuer und unnötig
Protein- und eiweißreiche Lebensmittel liegen im Trend. Sie versprechen Muskelaufbau, Körperfettreduktion, sportlichen Erfolg und körperliche Leistungsfähigkeit. Ja, Protein ist notwendig für den Aufbau und Erhalt der Muskeln. Protein allein macht aber weder fit, noch schlank, noch muskulös. Zuviel Eiweiß kann sogar das Gegenteil bewirken: mehr Speck statt Muskeln. Abwechslungsreiches Essen mit Milchprodukten, Fleisch, Brot, Fisch und Nüssen reicht selbst bei fünf Stunden Sport pro Woche aus, um die DGE-Empfehlung von 0,8 g Eiweiß pro Körpergewicht zu erfüllen. Freizeit- und Fitnesssportler brauchen deshalb keine Extraportion Eiweiß.
Das Thema im Unterricht
Das Unterrichtsmodul High Protein – was steckt dahinter? verknüpft die intensive, kritische Auseinandersetzung mit Protein und das Interesse an einem fitnessorientierten Lebensstil mit Impulsen für nachhaltiges Handeln und Medienbildung. Dabei vergleichen Schülerinnen und Schüler die High-Protein-Variante mit normalen Produkten und bewerten im Hinblick auf Nährwert und Kosten.
Das Unterrichtsmodul arbeitet u. a. mit der handlungsorientierten Methode „Mystery“. (Siehe dazu auch den Infokasten unten). In diesem Mystery wird der biologische Wert proteinreicher Lebensmittel um eine ökologische Bewertung erweitert. Am Beispiel der Protagonisten Lena und Paul lassen sich zwei Handlungsstränge entwickeln: Lena mit ihrer Vorliebe für tierisches Eiweiß und Paul, der seinen Eiweißbedarf vorwiegend über fleischlose Gerichte mit Hülsenfrüchten und Vollkorn deckt. Beide Ernährungsstile werden im Sinne der Nachhaltigkeit bezüglich klimaschädlicher Treibhausgase, Boden-/Landnutzung, Wasserverbrauch und Sicherung der Welternährung (soziale Folgen) verglichen. Materialkarten vertiefen bzw. erweitern den Blick auf Bio, Gülle, Nitrat, Tierwohl, Lebensmittelpreise und Lebensmittelverschwendung.
Das Material:
Aufbau der Unterrichtseinheit
Einstieg und Problemstellung: Der Einstieg in das Thema erfolgt über einen realen Instagram-Ausschnitt (alternativ über die Materialkarte „Muckis zum Trinken“). Es folgt ein Gespräch, das an das Vorwissen der Jugendlichen anknüpft. Zusätzlich kann eine anonyme Online-Abfrage erstellt werden: Brauchen Sportler mehr Eiweiß? Kaufst du High-Protein-Produkte?
Problemstellung: Muckis zum Löffeln? – Welche Wahrheit steckt dahinter?
Qualitätsgeprüftes Material
Das Unterrichtsmodul wurde vom Materialkompass des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen mit „sehr gut“ ausgezeichnet. Die Gutachten im Materialkompass basieren auf einem wissenschaftlichen Bewertungsraster, mit dem Professor*innen, Wissenschaftler*innen und Pädagog*innen beauftragt werden. Somit garantiert der Materialkompass eine unabhängige Qualitätsprüfung.
Erarbeitung und Reflexion: Die Schülerinnen und Schüler vergleichen die Nährwerte eines High-Protein-Produkts mit einem vergleichbaren „normalen“ Lebensmittel und bewerten seine Bedeutung im Sport unter gesundheitlichen Aspekten.
Vertiefung, Weiterführung: Warum kaufen so viele Leute diese High-Protein-Produkte? Die Jugendlichen untersuchen die Werbestrategien und prüfen dabei Internetquellen auf Glaubwürdigkeit. Sie stellen fest: Werbung vermittelt das Gefühl, High-Protein-Produkte machen fitter, schöner und schlanker. Aber wissenschaftlich belegt ist das nicht!
Transfer und Anwendung: Wenn schon Protein, dann mehr Pflanzeneiweiß – in diesem Sinne wird das das Interesse der Jugendlichen für Fitness genutzt, um nachhaltiges Ernährungshandeln anzubahnen. Mithilfe der Mysterykarten diskutieren sie in Kleingruppen die komplexen Zusammenhänge und folgern: Mehr Pflanzenprotein aus Hülsenfrüchten und Nüssen, dafür weniger Fleisch und tierisches High-Protein – das macht fit und ist nachhaltig.
Alternativ kann die Lerngruppe über drei Statements die Vorteile pflanzlicher Proteinquellen erarbeiten und dabei den Speiseplan der Zukunft analysieren.
Impuls zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Wenn schon Protein, dann mehr Pflanzenprotein und weniger tierisches High-Protein – so lautet die Botschaft der Unterrichtseinheit. Besonders wertvoll sind Proteine aus Hülsenfrüchten und Nüssen, denn sie sind gesundheitlich wertvoll, nahrhaft und besser fürs Klima als Fleisch und tierisches Eiweiß. Weitere Vorteile: mehr Biodiversität, weniger Treibhausgase, weniger Hunger und Armut in der dritten Welt.
Für den fachlichen Hintergrund
Ob Brot, Müsli oder Milchdrinks – „proteinreiche“ Lebensmittel sind momentan im Trend. Doch welchen Mehrwert haben diese Produkte wirklich? Dieser Artikel stellt einige Beispiele für proteinreiche Lebensmittel vor und beschreibt, was wirklich in ihnen steckt.
Proteintrend bei Lebensmitteln : Wie sinnvoll ist die Extraportion Eiweiß?
Herz, Hirn und mehr: Ohne Eiweiß funktioniert nichts! Infofilm der Sendung "Quarks" auf YouTube
Die Methode Mystery
Die handlungsorientierte Methode „Mystery“ motiviert Schülerinnen und Schüler, sich intensiv und selbstständig mit einem komplexen Thema auseinanderzusetzen und ihr Wissen zu vernetzen. Ziel ist es, im Austausch Informationskarten so zu strukturieren und zu platzieren, dass Auswirkungen und Zusammenhänge deutlich werden.
Was sind Mysterys?
Ein Mystery geht immer von einer rätselhaften Fragestellung oder Leitfrage aus, die nur durch Aufdecken von Zusammenhängen oder durch Aufspüren von Verbindungen zu lösen ist. Die Mystery-Methode eignet sich also besonders für die Auseinandersetzung mit kontrovers diskutierbaren Themen. Sie ermöglicht anhand sachlich formulierter, fachlich korrekter Informationskarten eine eigenständige Auseinandersetzung mit den Inhalten. Dadurch gelangen die Lernenden zu einer subjektiv reflektierten Antwort.
Wie funktionieren Mysterys?
Mit Hilfe von Informationsfragmenten in Form einzelner Karten erarbeiten die Lernenden eine Lösungsmöglichkeit für das Rätsel. Dabei geht es nicht um die eine richtige Lösung, sondern darum, ein logisch schlüssiges Arbeitsergebnis zu erstellen und dieses anschaulich zu präsentieren. Eine geeignete Dokumentation stellt ein sogenanntes Wirkungsgefüge dar. Die Informationskarten werden strukturiert und in Abhängigkeiten zueinander dargestellt. Pfeile, Beschriftungen und Ergänzungen machen die Gedankengänge sowie den Arbeitsprozess der Lernenden für Dritte nachvollziehbar. Jedes Wirkungsgefüge spiegelt entsprechend den individuellen Wissenskonstruktionsprozess der jeweiligen Lerngruppe wider.
Wie ist die Methode entstanden?
Die Mystery-Methode wurde bereits Ende der 1990er-Jahre von David Leat in Großbritannien unter dem Schlagwort „Thinking Through Geography“ entwickelt“ und kommt heute häufiger im interdisziplinären Unterricht zum Einsatz. In der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) spielt sie bereits eine besondere Rolle.
Quelle: Rupp,S: Mysterys in der Ernährungs- und Verbraucherbildung. In: Ernährung im Fokus, 3/2021, S. 226-229 (Hrsg.: BLE)
Den ganzen Artikel können Sie hier kostenlos herunterladen: Mysterys in der schulischen Ernährungs- und Verbraucherbildung (kostenloser Download, PDF, 578 KB)
Infografik für den Unterricht
High-Protein-Produkte sind überflüssig und teuer. Auch Freizeit- und Fitnesssportler brauchen keine Extraportion Eiweiß - diese Botschaft wird über diese Infografik transportiert:
Materialsammlung Lebensmittelkennzeichnung
Rezepte, Hintergrundwissen, Video, Fach-Artikel - in unserer Materialsammlung rund um das Thema Lebensmittelkennzeichnung finden Sie alles für Ihren Unterricht.
Zur BZfE-Materialsammlung "Lebensmittelkennzeichnung"