Praktische Tipps gegen Lebensmittelverschwendung, neudeutsch „Foodwaste“, sind im Trend. Das ist gut so, denn in privaten Haushalten wird leider immer noch viel zu viel weggeschmissen. Dort entstehen 59 Prozent der 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr in Deutschland. Das entspricht rein rechnerisch 78 Kilogramm pro Kopf.
Jede und jeder von uns kann durch neue Gewohnheiten und viele kleine Schritte einen Beitrag dazu leisten, diese Verschwendung zu halbieren. Manches ist banal und lässt sich kinderleicht umsetzen. Zum Beispiel regelmäßig die Speisekammer und den Kühlschrank kontrollieren. Anderes erfordert mehr Engagement wie das Mitmachen bei Foodsharing. Doch wer erst einmal angefangen hat, den lässt das Thema so schnell nicht mehr los.
Sieben Top-Tipps gegen Lebensmittelverschwendung
Einige der effektivsten Hebel gegen Lebensmittelverschwendung sollten selbstverständlich sein. Oft vergessen wir sie aber in der täglichen Hektik und Routine. Sie sind leider auch keine spannenden „Lifehacks“, die in den Sozialen Medien viral gehen. Umso wichtiger ist es, sich immer wieder daran zu erinnern. Dabei helfen Beiträge und motivierende Geschichten von Bloggerinnen und Bloggern, die sich für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln stark machen.
Tipp 1: Was versteckt sich im Vorratsschrank? Regelmäßig checken!
Eine gewisse Vorratshaltung ist wichtig für mögliche Krisen. Aber auch, um nicht ständig einkaufen gehen zu müssen oder zur Bewirtung von spontanem Besuch. Damit man jedoch nicht den Überblick verliert, gilt: Regelmäßig alle Vorräte kontrollieren, angebrochene Packungen aufbrauchen und nicht mehr lange Haltbares als erstes essen, bevor es schlecht wird.
Amelie vom Blog viele kleine Dinge meint dazu:
„Genau wie unsere Kleiderschränke sind häufig auch unsere Küchenschränke mehr als gut gefüllt und wir gehen einkaufen, obwohl wir noch mehr als genug zum Kochen und Essen Zuhause haben. Hier kann es nützlich sein, regelmäßig Vorräte aufzubrauchen, damit auch Trockenwaren nicht als Schrankhüter versauern. Du wirst staunen, wie lange du dich von dem ernähren kannst, was deine Küchenschränke so alles hergeben.“
Lebensmittelverschwendung – Alles, was du wissen musst und 20 Tipps zur Vermeidung
Tipp 2: Was brauche ich wirklich? Mit Plan einkaufen!
Ob digitale Listen-Apps, die sich gemeinsam mit Familie oder Wohngemeinschaft nutzen lassen, eine Tafel in der Küche oder klassische Einkaufszettel: Wer mit Liste und nicht hungrig loszieht, beugt schon beim Einkaufen der Verschwendung von Lebensmitteln vor. Das gilt besonders für Gemüse und Obst, die sich nicht so lange halten und in privaten Haushalten am häufigsten im Müll landen.
„Sustainability Ninja“ Daniel Anthes rät: „Kaufe nur, was du wirklich brauchst. Klingt simpel, ist es dann aber irgendwie doch nicht so oft. Überlege dir vor dem Einkauf gut, was du essen bzw. kochen willst und beschränke dich genau darauf. Lass dich auch nicht von vermeintlichen Angeboten locken. „3 zum Preis von 2“ hört sich zwar erstmal toll an, ist aber oft ein Schnäppchen für die Tonne. Wie wäre es deshalb, wenn du mal wieder eine Einkaufsliste schreibst?“
Tipp 3: Was gehört wohin? Lebensmittel richtig lagern!
Natürlich gehören Milchprodukte, Fleisch und Fisch in den Kühlschrank, aber wohin genau? Äpfel aber nicht oder etwa doch? Und wie sieht es mit Kartoffeln aus, mit Gurken und Resten von Gekochtem? Wer Lebensmittel richtig lagert, kann ihre Haltbarkeit um Tage und Wochen verlängern.
Jacqueline von useyourfood hat einen tollen Lager-Tipp für Frühlingszwiebeln:
Die halten sich viel länger bei Zimmertemperatur als im Kühlschrank. Am besten gefällt es ihnen, wenn man sie wie Blumen aufbewahrt. Das mag im ersten Moment ungewöhnlich klingen, ist aber wahnsinnig effektiv. Wenn ich also jetzt einen Bund Frühlingszwiebeln kaufe, lagere ich sie immer auf diese Art. So bleibt der Bund ewig frisch.
Tipp 4: Ist das noch gut? Das MHD ist kein Wegwerfdatum!
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) spielt bei der Frage kann ich das noch essen? eine kleinere Rolle als viele meinen. Auf keinen Fall gehören „abgelaufene“ Lebensmittel direkt in den Müll. Stattdessen vorher mit allen Sinnen kontrollieren: Mit den Augen, ob sie gut aussehen und frei von Schimmel oder schmierigen Stellen sind. Dann mit der Nase, ob sie angenehm und nicht etwa muffig, ranzig oder vergoren riechen. Schließlich probieren, ob sie normal schmecken und nicht untypisch sauer oder bitter.
Nachhaltigkeits-Influencerin Janka schreibt dazu auf ihrem Blog Jankalicious: „Das MHD ist auch ein Grund, warum Lebensmittel zu Hause im Müll landen. Und das könnte daran liegen, dass es oft mit dem Verbrauchsdatum verwechselt wird. Denn im Gegensatz zum MHD gibt das Verbrauchsdatum wirklich an, bis wann ein Produkt verbraucht sein sollte. Es darf dann auch nicht mehr im Supermarkt verkauft werden. Das Produkt mit einem abgelaufenen MHD jedoch schon.“
Tipp 6: Nicht alles aufgegessen? Reste verwerten mit und ohne Rezept!
Kreative zaubern aus dem halben Kürbis, dem altbackenen Brot und der Salami mit kurzem MHD ohne Rezept ein leckeres Gericht. Manche Menschen planen sogar regelmäßige „Reste-Tage“ oder ein „Reste-Buffet“ ein. Anregungen gibt es von Foodblogger*innen oder in der „Zu gut für die Tonne!-App“. Die enthält Hunderte von einfachen Rezepten, die mit wenigen Zutaten auskommen und Ideen für die Resteverwertung.
Julia Richter vom Blog German Abendbrot hat einen Spezialtipp:
„Eines der Geheimnisse der köstlichen Resteküche ist, die Überbleibsel zu überbacken oder mit Ei zu umhüllen. Besser, man macht gleich beides! Wie für meine Nudel-Muffins, die warm und kalt schmecken und sogar in die Lunchbox passen. Eurer Kreativität müsst Ihr dabei keine Grenzen setzen.“
Tipp 7: Wohin mit dem Ausschuss und Überfluss? Teilen statt wegwerfen!
Als Königsdisziplin könnte man das Retten von Lebensmitteln im großen Stil bezeichnen. So sortieren zum Beispiel Supermärkte Lebensmittel aus, deren MHD erreicht ist, nicht mehr knackiges Gemüse oder ganze Netze mit Orangen, in denen nur eine schlecht ist. Damit nicht im Abfall landet, was noch genießbar ist, kooperieren die Händler mit Initiativen wie den Tafeln oder foodsharing. Deren ehrenamtliche Helfer holen die Waren ab und verteilen sie. Das Prinzip funktioniert aber auch im kleinen Stil.
Verena, Expertin für Nachhaltigkeit, rät auf ihrem Blog allmydeer:
Dir schmecken manche Sachen einfach nicht mehr oder Du schaffst es nicht, diese alleine zu verbrauchen? Kein Problem! Frag doch mal im Freundes- und Bekanntenkreis nach. Alternativ kannst Du dich auch bei foodsharing anmelden. Die Website bzw. App bieten dir eine kostenlose Plattform, Lebensmittel weiterzugeben bzw. von anderen anzunehmen. Auch regionale Tafeln nehmen Lebensmittelspenden an.“
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Kleinvieh macht auch Mist
Neben den großen Hebeln gegen Foodwaste gibt es unzählige kleine Tipps und Tricks. Dazu gehört auch, ein gutes Beispiel zu sein und mit anderen ins Gespräch zu kommen. In ihrer Summe sorgen alle diese Dinge dafür, dass wir Lebensmittel mehr wertschätzen und weniger verschwenden. Viele kleine Ideen steuerten die Teilnehmenden des 5. Foodie Cafés in der Challenge #respectyourfood bei. Sie finden sich im gleichnamigen Story-Highlight auf dem Instagram-Account des Was-wir-essen-Blog. Hier folgt eine kleine Auswahl:
Gesammelte Tipps aus dem Foodie Café #respectyourfood
- Flexibel bleiben: In Rezepten Äpfel durch Birnen oder Zucchini durch Paprika ersetzen.
- Kreativ sein: Schlappe Gemüsereste zu Suppe oder Omelette verarbeiten.
- In den Blick rücken: Im Vorrats- oder Kühlschrank nach vorne stellen, was weg muss.
- Eiswürfel bereiten: Reste von Sahne, Kokosmilch, Zitronensaft oder Kräutern einfrieren.
- Routinen einführen: Pro Woche einen festen Reste-Tag einplanen.
- Aufbrauchen: Angefangene Packungen Nudeln, Reis oder Linsen verarbeiten.
- Verschenken: Fehlkäufe nicht aufheben, sondern an andere weitergeben.
- Den Teller leer essen: In Restaurant, Mensa oder Kantine um kleine Portionen bitten.
- Sich austauschen: Mit Freunden und Bekannten über Foodwaste sprechen.
- Spaß haben: Eigene Ideen unterhaltsam in den Sozialen Medien teilen.
Websites und Apps zum Lebensmittelretten
Nicht nur in den Sozialen Medien hilft die Digitalisierung beim Weitersagen, wie sich Lebensmittel retten lassen. Tolle Möglichkeiten stecken auch in speziellen Apps oder Online-Shops. Sie bringen Lebensmittel oder Speisen, die auf dem Feld, im Handel, in der Gastronomie oder im eigenen Haushalt übrigbleiben, in wertschätzende Hände. Dabei gilt das „Tafel-First-Prinzip“, soweit die Lebensmittel den Anforderungen der Tafeln bzw. ihren Möglichkeiten zur Abholung und Verteilung entsprechen. Durch ihr Engagement nehmen also weder Foodsharing noch Retter-Start-Ups den über 940 Tafeln in Deutschland Lebensmittel weg.
Websites und Retter-Apps
Bei der "Zu gut für die Tonne!"-App liegt der Fokus auf einfachen Gerichten, die Sie mit wenigen Zutaten zubereiten können. Bei vielen Rezepten wird die Zutatenliste nicht fest vorgegeben. Stattdessen können Sie die Zutaten flexibel durch vorhandene Reste austauschen. Der Videoclip vermittelt einen ersten Eindruck der liebevoll gestalteten, praktischen App.
Mehr Informationen und Links zum kostenlosen Download finden Sie unter www.zugutfuerdietonne.de/app