- Selbsterntegärten: Das ist frisches Gemüse für Alle, eine Chance für Kommunen, die Ernährungsversorgung zu stärken und eine neue Einkommensperspektive für regionale Gärtnereien und Höfe.
- Ein Selbsterntefeld besteht aus Parzellen mit über 30 Gemüsearten, Kräutern und Blumen. So entsteht Vielfalt auf dem Feld und ein Ort der Begegnung.
- Die Mieter*innen freuen sich über erntefrisches Bio-Gemüse zum kleinen Preis. Für viele Menschen beginnt auf dem Acker auch eine spannende Lernreise: Was wächst wann und wie?
- In einem neuen Leitfaden von BZL und BZfE berichten drei erfolgreiche Gründer*innen, wie man Selbsterntegärten anlegt und betreibt.
- Unser Film begleitet die Landwirt*innen und Mitgärtner*innen ein Jahr auf dem Hof und dem Feld.
Das Prinzip von Selbsterntegärten ist einfach: Die Betriebe säen und pflanzen Gemüse, Kräuter und Blumen auf verschieden großen Parzellen. Die Kund*innen mieten die Parzellen für ein Jahr, hegen und pflegen die Pflanzen und holen die Ernte ein. Das hat Vorteile für alle Seiten:
- Die Kund*innen können bei der Gartenarbeit entspannen, etwas über Gemüseanbau lernen und frisches, regionales Gemüse mit nach Hause nehmen.
- Höfe oder Gärtnereien, Start-ups oder Initiativen können sich eine wirtschaftliche Zukunft aufbauen.
- Die regionale Versorgung mit günstigem und frischem Bio-Gemüse verbessert sich.
- Die Vielfalt auf dem Feld nimmt zu.
- Bei Workshops, Erntefesten und beim Ackern treffen sich Jung und Alt und Menschen aller Nationalitäten.
Wie ist das Konzept entstanden und welche Formen gibt es?
Ende der 1980er Jahre wurde das Konzept der Selbsterntegärten in Österreich entwickelt. Vorreiter in Deutschland waren die Domäne Frankenhausen, ein Versuchsbetrieb der Universität Kassel und die Stadt München mit den städtischen Krautgärten. Mittlerweile gibt es in jeder größeren Stadt Gemüseäcker. Derzeit geht man von etwa 200 Flächen aus (Stand 2023). Mittweile haben sich ganz unterschiedliche Betriebsformen entwickelt.
- Selbsterntegärten als Hauptbetriebszweig: Das sind Betriebe, deren Haupterwerb in der Anlage und Verpachtung von Gemüseparzellen besteht. Beispiele hierfür sind „bauerngärten“ in Berlin und „gartenglück“ in Köln. Diese Betriebe bewirtschaften häufig mehrere Standorte in einer Region.
- Selbsterntegärten als Nebenerwerb: Hier handelt es sich um landwirtschaftliche oder gärtnerische Betriebe, die eine Selbsternte als zusätzliches Standbein im Betrieb verankern. Sie übernehmen die Kundenbetreuung samt Marketing selbst.
- Selbsterntegärten von überregionalen Ketten: Betriebe können sich überregionalen Anbietenden wie den „Ackerhelden“, „Saisongarten“ oder „Meine Ernte“ anschließen. Der landwirtschaftliche Betrieb ist zuständig für die Anlage der Gemüseparzellen. Diese Ketten übernehmen die Werbung und meist auch die Kundenbetreuung. Von Vorteil für die Höfe ist, dass sie sich kaum um Akquise und Verwaltung kümmern müssen. Allerdings verbleibt ein erheblicher Teil der Wertschöpfung bei den überregionalen Anbieter*innen.
- Selbsterntegärten als städtische Einrichtung: Die Münchner „Krautgärten“ werden vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Stadt München koordiniert. An mehr als 25 Standorten im Großraum München werden rund 1.500 Parzellen angeboten. Einige Flächen liegen auf den Stadtgütern der Stadt München, andere Standorte sind bei landwirtschaftlichen Betrieben im Grüngürtel der Stadt zu finden.
- Selbsterntegärten als Hochschulprojekt: Der Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel hat im Großraum Kassel mehrere Projekte angestoßen, die sich mittlerweile zu selbstständigen Betrieben entwickelt haben.
- Eine neuere Variante sind die Gemeinschaftsäcker, die sich auch unter dem Begriff "Mikrolandwirtschaft" finden. Bei diesem Konzept werden die Pächter*innen unterstützt auf ihrer Parzelle auch selbst zu säen und zu pflanzen und können Know-how, Saatgut und Pflanzen beim Anbieter erwerben. Sie werden zum Beispiel von Initiativen und Vereinen betrieben.
Leitfaden für die Praxis: Selbsterntegärten – so geht’s
Selbsterntegärten leisten einen wertvollen Beitrag zur regionalen Versorgung mit kostengünstigem und frischem Bio-Gemüse. Genau daran fehlt es bislang. Denn in Deutschland ist die Gemüseproduktion noch viel zu niedrig.
In der neuen Broschüre „Selbsterntegärten – so geht's“ erfahren landwirtschaftliche Betriebe, Kommunen, Initiativen oder auch Existenzgründende, wie sie eine Selbsternte aufbauen und betreiben können.
Drei erfolgreiche Betriebe berichten in dem Leitfaden von ihren Erfahrungen. Von der Anbauplanung und Ausstattung über betriebswirtschaftliche Betrachtung und Investitionen bis hin zur Besteuerung und der richtigen Rechtsform – alle Bereiche werden ausführlich erläutert und mit Praxisbeispielen ergänzt.
Die Broschüre „Selbsterntegärten – so geht's“ ist als PDF-Download und als Print-Version kostenlos im BLE-Medienservice erhältlich. Sie wurde gemeinsam von BZfE und BZL herausgegeben.
Film über Pioniere der Gemüse-Selbsternte
Die Bio-Landwirt*innen Katrin und Evgeny Ivanov gehören zu den Pionieren der Gemüse-Selbsternte. Auf ihren Feldern rund um Köln säen und pflanzen sie mehr als 35 verschiedene Gemüsekulturen, Kräuter und Blumen. Unser Film begleitet die beiden auf dem Hof und dem Feld.
Die Menschen, die sich auf den Feldern begegnen, könnten nicht unterschiedlicher sein: Hier treffen sich Studenten mit Kleinfamilien, Singles und das gutbürgerliche Ehepaar, das auch noch nach vielen Jahren begeistert seine Parzellen beackert. Die Nachfrage ist groß und die Wartelisten sind lang. Die Familie Ivanov vergibt mittlerweile über 700 Parzellen an vier Standorten. Es fehlt allerdings an Flächen und langfristigen Pachtverträgen.